Seelenschmerzen, exzessiv ausgekostet – mit Antonín Dvořák

The 2nd edition of the Festival des Bastions
Die Tschechische Philharmonie gastierte im Wolkenturm Grafenegg.

Von Susanne Zobl 

Manche Traditionen verdienen es, dass man sie bewahrt – wie das Gastspiel der Tschechischen Philharmonie im Wolkenturm in Grafenegg. Warum dieses Orchester zurecht zu Rudolf Buchbinders Stammgästen zählt, begründet dieses immer wieder mit seinem charakteristischen Klang. Den spielte es bei seinem Auftritt in einem Programm aus, das ganz seinem Kernrepertoire, nämlich Antonín Dvořák, gewidmet war.

Am Pult stand Petr Popelka, seit der vergangenen Spielzeit Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Für die Umstellung brauchte er jedoch etwas Zeit, wie bei Dvořáks Cello-Konzert in h-Moll mit dem Virtuosen Gautier Capuçon zu hören war. Popelka stürzte sich unvermittelt ins Klanggeschehen, arbeitete die Ähnlichkeiten dieses Werk mit Dvořáks bekannter „Neunter“ heraus.

Dieses Werk zählt indes zu den Paradestücken des gebürtigen Franzosen. Der konzentrierte sein Spiel auf die Kooperation mit dem Orchester. Harmonisch agierte er mit den Bläsersolisten. Ausgerechnet eine seiner solistischen Passagen wurde von einem Flugzeug begleitet, aber mit so etwas muss man bei Freiluftkonzerten rechnen. Capuçon ließ sich trotzdem nicht aus dem Konzept bringen. Dass auch er auf Traditionen hält, demonstrierte er mit seiner Zugabe. Wenn er in einem Dvořák-Programm ein Mikrofon zur Hand nimmt, weiß sein Publikum schon, was kommt: seine charmante Einleitung zur Streicher-Bearbeitung des Lieds „Lasst mich allein“.

Bei Dvořáks sechster Symphonie in D-Dur hatten Orchester und Dirigent dann zueinandergefunden. Popelka setzte auf deutliche Nuancierungen, kostete die Seelenschmerzen dieser Musik im langsamen Satz exzessiv aus, führte den Klangkörper mit fester Hand ins Finale und wurde nach einer Zugabe bejubelt. 

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