Seelengesänge mit Noblesse und Leuchtkraft: Elīna Garanča im Musikverein

von Susanne Zobl
Eine Hommage an das Kunstlied ließ Elīna Garanča, begleitet vom Pianisten Malcolm Martineau, am Dienstag im Musikverein erleben.
Mit drei Liedern von Otto Respighi, dessen Vertonung von Gabriele D’Annunzios Gedicht „O falce di Luna“ und „Sereneta Indiana“ und „Tempi assai lontani“ hob sie diese atemberaubend an. Bei den „vergangenen Zeiten“ schöpft diese Sängerin aus dem unerschöpflich scheinenden Spektrum ihrer Stimme.
Dann das erste Ereignis: Hector Berlioz’ Lieder-Zyklus „Les Nuits d’Été“. Die Gedichte von Theophile Gautier erzählen von der Liebe in ihren verschiedenen Aggregatzuständen und tiefer Trauer. Das frohsinnige „La Villanelle“ schildert zu Beginn das Treffen eines Liebespaares.
Ausdruck und Anmut
Garanča brilliert mit Ausdruck und Anmut. Sublime lässt sie die Melancholie in „Le Spectre de la Rose“ spüren. Mit Tiefsinn drückt sie den Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen aus. Mit dem Ausblick in eine rätselhafte Zukunft lässt sie „das unbekannte Land“ erstrahlen.
Nach der Pause führte die Mezzosopranistin mit Liedern von lettischen Komponisten in ihre Heimat. Dass sie den Liedern der Brüder Jāzeps und Jānis Mediņš, Alfrēds Kalniņš und Jāzeps Vītols seit ihrer Kindheit verbunden ist, ließ sie in jedem einzelnen Lied spüren.
Mit zartem Vibrato in der Stimme erzählte sie betörend vom Sternenlicht („Der Traum“ von Jāzeps Mediņš ). Lautmalerisch begleitete sie Martineau durch den Regen von Kalniņš. Zum innigsten Seelengesang gerät das „Nocturno“ von Jānis Mediņš. Betörend hüllte sie Dramatik in Noblesse.
Sieben frühe Lieder
Mit ihrer Interpretation von Alban Bergs „Sieben frühen Liedern“ würdigte Garanča diesen Komponisten als Musikdramatiker. Gleißendes Silber, sphärische Höhen, überwältigendes Espressivo und absolute Wortdeutlichkeit zeichneten ihre Interpretation aus.
In der Vertonung von Carl Hauptmanns „Nacht“ und Rilkes „Traumgekrönt“ ließ Garanča die Eigentümlichkeiten der Bergschen Tonschöpfungen deutlich anklingen.
Verlässlicher Begleiter
Der schottische Pianist Malcolm Martineau war der Sängerin stets ein verlässlicher Begleiter, der bei Debussys „Claire de lune“ und einer Berçeuse von Vītols seine Qualitäten voll ausspielte.
Garanča erwiderte die Ovationen des Publikums am Ende mit zwei Zugaben von Rachmaninow und der Habanera aus Bizets „Carmen“.
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