Schriftsteller Dzevad Karahasan 70-jährig gestorben

Der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan ist tot. Der Autor starb 70-jährig. Im Alter von 39 Jahren hatte er die Belagerung Sarajevos erlebt und beschrieb, wie die Menschen nach nächtlichen Raketenangriffen „weiß vor Angst und Schlaflosigkeit“ aus den Kellern in ihre Wohnungen zurückkehrten. Er galt als "der literarische Chronist Sarajevos". 2020 hatte er den mit 50.000 Euro dotierten Goethepreis der Stadt Frankfurt erhalten.

Karahasan wurde 1953 in Duvno, Jugoslawien geboren und zählte zu den bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart. Sein umfangreiches Werk umfasst Romane, Essays, Erzählungen und Theaterstücke. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung 2004 und mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt 2020.

Zuletzt erschien "Einübung ins Schweben", in dem er von einem Altphilologen und Mythenforscher erzählt, der zu einer Lesung nach Sarajevo kommt – wenige Tage vor Beginn des Krieges. Sein Übersetzer und Bewunderer Rajko begleitet ihn durch die unter Granatenbeschuss liegende Nachbarschaft -  gleich einem Vergil, der durch die Hölle führt.

Dževad Karahasanteilt teilte seine Erinnerungen an die Belagerung Sarajevos, die er selbst miterlebt hat, selbstmitleidlos. Sein Erzähler bekennt jedoch: „Mir ist der Verlust meiner Stadt passiert.“