Die Produktion, die am Dienstag Premiere hatte, hinterlässt insgesamt einen zwiespältigen Eindruck. Der Intendant erwähnt im Programmheft stolz, dass erstmals in der Geschichte der Schloss-Spiele ein Schnürboden zum Einsatz kommt (um mit riesig aufgeblasenen Fotos die Schauplätze, darunter die Wachau, holzhammerartig kenntlich zu machen); doch Erich Uiberlackers abstrakte Bühne mit gleich sechs monströsen Türlaibungen bringt den Innenhof des Schlosses mit den Arkaden völlig zum Verschwinden.
Deprimierender Befund
Zum Lachen reizt Ödön von Horváths deprimierendes Stück, in den späten 1920-Jahren geschrieben, ja nicht; um es halbwegs sommertheatertauglich zu machen, spielt Böck den unbarmherzigen Witwer, der seine Tochter verstößt, wie eine Figur von Nestroy. Das passt so überhaupt nicht.
Recht wenig Mühe hat man sich zudem mit der Ausstattung gegeben: Die Kostüme und Requisiten (Transistorradio, Kinderwagen) verorten die Handlung eher in den 1950ern als in der Zeit des aufkeimenden Nationalsozialismus.
Andererseits achtet Regisseur Michael Gampe sehr auf die Kunstsprache Horváths – und die Pausen in den Dialogen. Die Sätze haben daher Wucht. Der Havlitschek des Christoph-Lukas Hagenauer ist eine fast noch brutalere Figur als der bigotte Fleischer Oskar: Lukas Haas muss schon schwarze Handschuhe tragen (und an den Briefbombenattentäter Fuchs erinnern), um seine Bösartigkeit zu demonstrieren. Wirklich begeistern die Frauen: Johanna Mertinz krächzt als Großmutter blutgefrierend; die mannstolle Trafikantin Valerie der Alexandra-Maria Timmel weiß sich harsch zu behaupten; und Clara Wolfram berührt als Marianne mit ihrer Sehnsucht nach Liebe und Selbstbestimmtheit.
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