„Ich hoffe, es wird ein Riesenspaß für das Publikum“, sagt Tim Werths. „Wir wollen den Zuschauern gerade in dieser schwierigen Zeit etwas zum Lachen bieten.“
Der Schauspieler spricht über die Inszenierung von Ferdinand Raimunds Zauberposse „Die gefesselte Phantasie“, die am Mittwoch (29. März) im Burgtheater Premiere hat.
Regie führt Herbert Fritsch, der Meister der knallbunten, hemmungslos wilden Komödie.
Werths: „Ich arbeite zum ersten Mal mit Herbert, dabei habe ich schon vor der Schauspielschule davon geträumt.“ Vor dem ersten Treffen hatte Werths ein bisschen Angst: „Wenn man jemand kennenlernt, von dem man begeistert ist, weiß man nie, ob man nicht enttäuscht wird.“
Herausforderung
Heute sagt Werths: „Ich mag die Zusammenarbeit mit Herbert unheimlich. Ich lerne unfassbar viel. Ich dachte, das körperliche Spiel beherrsche ich gut – ich ahnte nicht, dass es so eine riesige Herausforderung wird. Herbert arbeitet unfassbar präzise, bei aller komischer Übertreibung wird ein sehr genaues und nuanciertes Spiel verlangt.“
Raimunds Stück ist heute vergessen, Werths beschreibt es als „fast wie ein Trip“. Die Handlung: Auf einer Blumeninsel herrscht eine Königin, die nur einen Dichter heiraten will. Zwei böse Zauberschwestern wollen das verhindern, indem sie die Phantasie, gespielt von Werths, höchstpersönlich gefangen nehmen.
Werths: „Beim ersten Lesen klang der Titel klang ganz gut, aber die Story doch relativ banal. Ich konnte mir das nur in der Regie von Herbert Fritsch vorstellen, in so einer starken ästhetischen Form.“
Fritsch habe dann bei der ersten Leseprobe gleich nach dem ersten Satz unterbrochen. Das Stück einmal durchzulesen habe gleich drei Tage gedauert, weil schon dabei so viele Ideen spontan entwickelt wurden.
„Die gefesselte Phantasie“
Am Mittwoch (29. 3.) hat im Burgtheater Ferdinand Raimunds „Die gefesselte Phantasie“ in der Regie von Herbert Fritsch Premiere. Der ursprüngliche Premieren-Termin Ende Februar konnte wegen Erkrankungen nicht gehalten werden. Es spielen u. a. Tim Werths, Maria Happel, Bless Amada und Sarah Viktoria Frick
Tim Werths
wurde 1992 in Aachen geboren und studierte in Frankfurt Schauspiel. Ab 2017 war er Ensemblemitglied am Residenztheater in München, seit 2019 ist er im Burgtheater-Ensemble
Pointen
Werths, der sehr viel Komödie spielt, erzählt vom Druck, Pointen abliefern zu müssen. „In der Komödie bekommt man direktes Feedback, durch das Lachen der Menschen. In der Tragödie ist das nicht so, denn man hört die Zuschauer in der Regel nicht. Wenn du eine Pointe raushaust, und im Zuschauerraum bleibt es still, dann weißt du: Du hast es verkackt.“
Die Behauptung, dass viele Theater dem Publikum zu wenig zum Lachen bieten, „die würde ich unterschreiben“, sagt Werths.
„Da steckt die Angst dahinter, nicht ernst genommen zu werden. Aber es ist eine falsche Annahme, dass Lustigsein keine Tiefe hat. Es gibt sehr abgründige Komödien, aber auch sehr flache Tragödien.“
Der 1992 in Aachen geborene Werths kam 2019 mit Martin Kušej ans Burgtheater. Am Anfang sei das eine Art Kulturschock gewesen. „Ich komme aus dem Rheinland, dort haben die Menschen ein anderes Temperament, sie sind sehr offen und herzlich. Die Wiener umarmen dich nicht sofort.“
Grantig bis herzlich
Mittlerweile habe er sich an Wien gewöhnt. Werths lacht: „Ich musste erst lernen, das Grantige im Alltag nicht persönlich zu nehmen. Denn im Kern sind hier alle total herzlich.“
Wie viele Schauspieler aus Deutschland ist Werths begeistert von der Theatervernarrtheit der Österreicher: „Das ist einmalig hier. Diese Art von Wertschätzung, die man als Schauspieler hier erfährt, die hat man nirgendwo sonst. Die Diskussionen über das, was auf der Bühne passiert, sind hier viel hitziger.“
Werths freut sich auf die Premiere. Fritschs körperbetonter Spielstil sei sehr anstrengend, aber das dürfe der Zuschauer nicht merken: „Es muss kinderleicht aussehen.“
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