Salzkammergut 2024: Ein weltoffener, guter Gastgeber

„Die Leute in der Region leiden nicht an untertriebenem Selbstbewusstsein.“ Man müsse das Salzkammergut nicht erklären, es spreche für sich. Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, ÖVP, erklärte dann am Montag bei der Präsentation der Eröffnung und des Programmbuches aber doch: „2009 war Linz europäische Kulturhauptstadt, das hat nachhaltig viel für die Stadt und die Region bewirkt. Auch 2024 soll Bleibendes geschaffen werden.“
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Eine Besonderheit ist Österreichs Beitrag auf jeden Fall: Erstmals in der 39-jährigen Geschichte ist nicht nur eine Stadt, sondern eine gesamte Region mit 23 Gemeinden – der Großteil in Oberösterreich, vier in der Steiermark – Europäische Kulturhauptstadt. Bad Ischl ist das Zugpferd, dort wird am 20. und 21. Jänner die große Eröffnung über die Bühne gehen. Aber auch sonst ist überall allerhand los.
Im Mittelpunkt stehe der europäische Gedanke: „Wir haben die Möglichkeit, den europäischen Traum von Demokratie und Freiheit zu leben. Und uns als weltoffen und als guter Gastgeber zu präsentieren“, sagt Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Das Kulturhauptstadtjahr sei ein Fenster nach Europa und es werde viel zurückkommen. Mit „viel“ meinen alle Beteiligten viele Nächtigungen, viele internationale Kontakte und erhoffen sich viele Nachwehen positiver Natur für das Salzkammergut.
Kreatives Potenzial
Denn das sei entscheidend, konstatiert Elisabeth Schweeger. Die künstlerische Leiterin von Salzkammergut 2024 wünscht sich, dass das kommende Jahr dazu beiträgt, „das kreative Potenzial der Region sichtbar und den ländlichen Raum zukunftsfähig zu machen.“

Vor dem Salzkammergut gab es mit Graz 2003 und Linz 2009 bereits zwei österreichische Städte, die nach wie vor von den Auswirkungen, die Steiermarks Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) „Spirit“ nennt, profitieren. Einerseits durch sichtbare Landmarks: In Graz sind das die Murinsel und das Kunsthaus, auch friendly alien genannt. In Linz sind es der Südflügel des Linzer Schlosses und das Atelierhaus Salzamt. Andererseits sei es dieser „Geist der Kulturhauptstadt, der Graz geflutet hat und bis heute geblieben ist“, so Steiermarks Landeschef.
Die Hälfte der europäischen Bevölkerung lebt nicht in Städten. Nicht nur Großprojekte, sondern auch „die vielen, kleineren Kulturinitiativen in den Gemeinden erhalten das kulturelle Leben in den Regionen“, so Staatssekretärin Mayer.
Anspruch ist es zudem, aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Mobilität, Baukultur, Klimaschutz und eine kritische Erinnerungskultur künstlerisch umzusetzen. „Das soll Denkanstöße für den ruralen Raum bringen. Denken ist sexy, das brauchen wir“, sagt Schweeger.
Bruckner-Jahr
Dass es 2024 noch andere Jubiläen und damit kulturelle Mammutprojekte gibt, hat man nicht außer Acht gelassen. Es wird zum Beispiel in Veranstaltungen eng mit dem Bruckner Orchester zusammengearbeitet. Dessen Namensgeber würde nämlich 2024 seinen 200. Geburtstag feiern. Grund genug für zahlreiche Konzerte, Ausstellungen und Events rund um den bekannten Komponisten.
Im umfangreichen Programmbuch ist alles enthalten, was das Europäische Kulturjahr Bad Ischl Salzkammergut 2024 zu bieten hat: eine üppige Leistungsschau auf knallig-orangem Papier. Aber wie geht das eigentlich, all diese Initiativen und Kunstschaffenden unter einen Hut zu bringen?
„Nur durch das Miteinander. Die Politik braucht uns“, grinst Schweeger in Richtung Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer, und: „Ich habe sehr viel geredet in den vergangenen zwei Jahren und ich bin auch streitlustig. Nur, wenn man sich aneinander reibt, kann Neues entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass man mit Kunst zivile Gesellschaften bauen kann.“
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