Schubert in der Stein-Zeit

Michael Schade als Fierrabras. Die Premiere war Claudio Abbado (✝) gewidmet, der die Oper ’88 zurück auf die Spielpläne gebracht hatte
Die Schubert-Rarität "Fierrabras" im Opernmuseum – ein Langweiler.

Im vergangenen Jahr stand an dieser Stelle: "Verdi in der Stein-Zeit". Damals hatte Regisseur Peter Stein "Don Carlo" angestaubt.

Nun geht die Zeitreise konsequent weiter. Auf dem Programm: " Schubert in der Stein-Zeit". Wobei der Opern-Paläontologe Stein bei "Fierrabras" streng genommen noch weiter zurückgeht und im musiktheatralischen Altertum landet, irgendwo zwischen Perm und Karbon.

Stein ließ sich vom Bühnenbildner und Mit-Archäologen Ferdinand Wögerbauer Papp-Kulissen bauen, die dementsprechend wackeln, die man nur noch aus Museen kennt und die offenbar an die Entstehungszeit des Werkes (1823) erinnern sollen. Wenn man sich Karl Friedrich Schinkels "Zauberflöten"-Bühnenbilder von 1816 ansieht, sind diese jedoch heute noch revolutionär gegen den Plunder im Salzburger Haus für Mozart.

Szenenfotos aus " Fierrabras"

Eine Opernszene mit Sängern und einem großen Herz im Hintergrund.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Ein Sänger in Kettenhemd wird von einer Gruppe in dunklen Gewändern umringt.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Opernszene mit einer Frau in Schwarz, die von einem Ritter in Kettenhemd umarmt wird, umgeben von weiteren Rittern.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Ein Dirigent mit erhobenem Arm und Taktstock vor dunklem Hintergrund.

AUSTRIA SALZBURG FESTIVAL 2014
Eine Bühnenszene mit einer Gruppe von Schauspielern vor einer Mauerwerk-Kulisse.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Zwei Opernsänger in mittelalterlichen Kostümen stehen vor einem Gebäude.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Bühnenszene mit Darstellern in Kostümen vor einem gemalten Hintergrund mit einem Herz.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Bühnenszene mit einer Gruppe von Darstellern in weißen Gewändern und Helmen vor einem dunklen, stilisierten Hintergrund.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Frau im mittelalterlichen Kleid hält die Hände einer verschleierten Gestalt.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Zwei Sänger in Kostümen während einer Opernaufführung.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Drei Opernsänger stehen in Kostümen auf einer Bühne.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Frau mit Krone und ein Mann in dunkler Kleidung sitzen sich gegenüber und gestikulieren.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Bühnenszene mit Frauen in weißen Kleidern, die an Spinnrädern sitzen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Szene aus einer Opernaufführung mit drei Darstellern in mittelalterlichen Kostümen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Szene aus einer Opernaufführung mit einer Frau im weißen Kleid und einem Mann im schwarzen Gewand.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Opernsängerin kniet auf der Bühne, umgeben von Kriegern in Rüstungen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Szene aus einer Opernaufführung mit Darstellern in mittelalterlichen Kostümen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Sängerin mit Schleier und Blumenstrauß steht vor einem Chor in mittelalterlichen Kostümen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Drei Darsteller in Kostümen stehen auf einer Bühne.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Frauen in historischen Kostümen spinnen Wolle auf Spinnrädern.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Szene aus einer Opernaufführung mit drei Darstellern in historischen Kostümen.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"
Eine Szene aus einer Opernaufführung mit Darstellern in historischen Kostümen vor einer kunstvollen Bühnenkulisse.

SALZBURGER FESTSPIELE 2014: FOTOPROBE "FIERRABRAS"

In diesem Ambiente, das einmal den Hof von König Karl, dann einen maurischen Kerker darstellen soll, sieht man würdevolles Schreit-, langweiliges Steh- und lächerliches Säbel-Theater in Ritterkostümen und mit spinnenden Burgfräulein. Man wünscht sich die Monty-Python-Truppe, die das wegfegt und Tempo sowie Witz reinbringt. Steins Ritter haben leider keine Kokosnüsse, sie sind wandelnde Sedativa.

Er verweigert sich auch der inhaltlichen Brisanz der Geschichte. Christentum und Islam prallen aufeinander; Liebe zwischen den Religionen wird von Altvorderen verhindert; gut ist nur, wer zum Katholizismus überläuft – all das spürt man bei dieser Inszenierung nicht.

Verweigerung

Dabei gäbe es leider so viele Anlässe, das schreckliche Libretto von Joseph Kupelwieser aktuell zu hinterfragen. Aber politische Deutungen interessieren Stein merkbar nicht. Alles, was zeitgemäß wäre, verweigert er konsequent. Mit dieser Haltung, Neudeutern den Hintern zu zeigen, kreiert er aber noch radikaleres Regietheater als die größten Revolutionäre. Das völlige Negieren heutiger Mittel führt zu einem selbstverliebten Bühnen-Universum, das man nicht mehr für möglich hielt, in dem inhaltliche Auseinandersetzungen gar nicht gefragt sind.

Ein Dirigent mit erhobenem Arm und Taktstock vor dunklem Hintergrund.
Ingo Metzmacher dirigiert

Ingo Metzmacher am Pult der präzise und farbenprächtig spielenden Wiener Philharmoniker bemüht sich hörbar um dramaturgische Gestaltung. Es gibt wunderschöne Momente, aber keinen großen, plausibel musikalischen Bogen. Um einen solchen zu schaffen bzw. die Brüche evident zu machen, hätte es wohl eines Meisters wie Nikolaus Harnoncourt bedurft, der das Dirigat jedoch absagte. So ist man zu sehr dem Schönklang, der Oberfläche verpflichtet.

Schubert, der "Fierrabras" nie auf der Bühne erlebte (die für 1824 geplante Premiere wurde nach dem Misserfolg von Webers "Euryanthe" abgesagt) wird so jedenfalls nicht stärker als Opernkomponist etabliert.

Sehr gut singt der Staatsopernchor (das A-cappella-Stück "O teures Vaterland" ist der Höhepunkt). Unter den Solisten sind Benjamin Bernheim als Eginhard mit kraftvollem Tenor und schönem Timbre sowie Dorothea Röschmann als Florinda mit großer Ausstrahlung und dramatischer Stimme die besten. Michael Schade müht sich nicht durchwegs erfolgreich durch die Partie des Fierrabras. Georg Zeppenfeld ist als König Karl sonor und markant, Julia Kleiter eine höhensichere Emma und Markus Werba ein nicht allzu präsenter Roland.

Gibt es vielleicht noch eine "Flintstones"-Oper, die Stein inszenieren könnte? Yabbadabbadoo.

Das Werk Franz Schuberts "Fierrabras" wurde für eine Aufführung 1824 in Wien komponiert, die Premiere aber abgesagt. Zur Uraufführung kam es erst 1897 in Karlsruhe. Das Libretto stammt von Joseph Kupelwieser und verbindet das Heldenepos "Fierabras" und die Sage "Eginhard und Emma".

Die Produktion Zutiefst altmodisch.

Ein älterer Mann hält seine Brille hoch, während er auf der linken Seite sein Gesicht verdeckt.

KURIER-Wertung:(Wenn man nur zuhört).

Wenn man die Augen öffnet:

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