Salzburger Festspiele: Ein Trauma zwischen Weltgeschichte und Schicksal

++ ARCHIVBILD ++ SALZBURGER FESTSPIELE TRENNEN SICH VON SCHAUSPIELCHEFIN DAVYDOVA
Lesung von „Land Of No Return“ der ehemaligen Schauspielchefin.

Man kennt das als Menschheit: Besonders schnell verblassen die Erinnerungen dann, wenn es um ein verlorenes Paradies geht – vor allem, wenn zwischen dem Einst und dem Jetzt eine große Katastrophe liegt. Eine derartige Katastrophe – und zwar dergestalt, wie sie nur Menschen einander antun – schrieb die ehemalige Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, Marina Davydova, nun in ihrem Stück „Land Of No Return“ nieder. 

Einst lebten in ihrer Geburtsstadt Baku nämlich viele Völker friedlich zusammen. Die brutale Vertreibung der Armenier im Jahr 1990 aber zerstörte dieses Zusammenleben, ein Jahr später kollabierte die Sowjetunion. In „Land Of No Return“ entwirft Davydova nun ein Erinnerungsstück an diese Vertreibung aus dem Paradies – und was ein derartiges Trauma mit den Menschen macht.

Es ist ein Stück der ganz großen Themen, das sich über Jahrzehnte und ganz Europa spannt, das Fragen der Kollektivschuld, der Erinnerung und der Brutalität erörtert, das vom Holocaust bis in den aktuellen Ukrainekonflikt reicht. Und auch noch ganz persönlich und autobiografisch eingefärbt ist. Das ist natürlich eigentlich kaum zu schaffen.

Prominent besetzt

Was nun in der Szene Salzburg in einer prominent besetzten Lesung (mit u. a. Karl Markovics, Christoph Luser, Kathleen Morgeneyer, Arthur Klemt) zu erleben war, berührte – und eröffnete interessante Aussichten auf eine Inszenierung (Uraufführungsrecht hat das Residenztheater München). Es gibt, damit geht man aus den zwei Stunden, so viel Geschichte, die man nicht kennt – und jede dieser Leidensgeschichten verlangt zu Recht nach Erzählung. G. Leyrer

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