Salzburger Festspiele: Georg Nigl und August Diehl begeistern mit Mozart

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Der Bariton Georg Nigl setzt mit August Diehl und dem Pianisten Alexander Gergelyfi seine „Kleinen Nachtmusiken“ fulminant fort

Von Susanne Zobl 

Ganz leise, aber mit einer Intensität, wie man sie oft im Orchestergraben vermisst, ertönen zu vorgerückter Stunde die ersten Schläge der Ouvertüre von Mozarts „Zauberflöte“.

Sie kommen vom Clavichord des Komponisten. Der Bariton Georg Nigl macht so etwas möglich. Im intimen Rahmen des Stefan-Zweig-Zentrums in der Edmundsburg auf dem Mönchsberg setzt er seine Konzertreihe „Kleine Nachtmusiken“ fort. Seine Partner sind der feinnervige Schauspieler August Diehl und der Pianist Alexander Gergelyfi. „Mozarts Clavichord“, so der Titel des Konzerts, ist der erste von acht Abenden, die mit Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ (am 14. und 15. August) ausklingen. Künstler und Publikum sitzen einander wie bei einer privaten Einladung gegenüber. Das Instrument steht im besten Wortsinn im Zentrum. Flankiert vom Schauspieler und vom Sänger entfacht Gergelyfi auf diesem zarten Instrument atemberaubende Stürme, setzt deutliche Akzente, jedoch alles in gedämpfter Zimmerlautstärke, denn lauter ist das Instrument nicht, in dem Constanze Mozart eine Notiz hinterlassen hat.

Das sei das Klavier, an dem Mozart die „Zauberflöte“, „La clemenza di Tito“ und das Requiem erschaffen hat. Er habe dieses Instrument geliebt, deshalb habe sie es doppelt so lieb, zitiert Diehl aus einem ihrer Tagebucheinträge. Mit seiner markanten, wandelbaren Stimme trägt er Texte von Zeitzeugen vor. Der Hoftrompeter Andreas Schachtner, Joseph Haydn, Lorenzo Da Ponte und andere kommen zu Wort. So eröffnen sich auf subtile Weise Einblicke in den Kosmos „Mozart“. Kurze Episoden offenbaren das Genie. Man erfährt, wie der kleine Wolfgang mit seinem Violinspiel den Vater zu Tränen rührte, obwohl er noch gar nicht richtig gelernt hatte, diese zu spielen. Text und Musik gehen genuin ineinander über. Nigl zwingt zum genauen Zuhören, färbt die Vokale mit einem typisch Wienerischen Idiom, changiert zwischen Volkstümlichkeit und Noblesse. Er fasziniert als Papageno und rührt mit dem „Veilchen“, KV 476. Man stellt sich Mozarts Welt vor und gibt sich dem Tastenzauber hin. Plötzlich ändert Diehl seinen Tonfall, „Amadeus“ wiederholt er wie in einem abgehakten Rap. Der Blick ins Programm gibt Johann Hölzel an. Dann fällt der Groschen, klar, Falcos Hit wird rezitiert und bildet das Scharnier zum erwachsenen Mozart, dessen Leben bis zu dessen Tod überblickt wird. Ovationen für diesen erhellenden Abend, der eine halbe Stunde vor Mitternacht endete.

KURIER-Wertung: 5 von 5 Sternen