Salzburger Festspiele: Franz Welser-Möst ist zurück und triumphiert

Nach seiner Erkrankung zurück am Pult: Franz Welser-Möst
Von: Helmut Christian Mayer
Franz Welser-Möst ist wieder zurück! Nach seiner Erkrankung stand er erstmalig bei den Salzburger Festspielen beim letzten Konzert der Wiener Philharmoniker am Pult, bei dem Werke von Mieczysław Weinberg und Anton Bruckner faszinierend erklangen.
In vielen seiner Kompositionen setzt sich Weinberg (1919-1996), sowjetischer Komponist polnisch-jüdischer Herkunft, mit der Thematik des Kriegs auseinander. So auch in der dreisätzigen Kammersinfonie Nr. 2 für Streicher aus 1945/’46, die auf einem Streichquartett aus dem Jahr 1944 basiert und den damaligen Zeitgeist widerspiegelt.
In ihrer Anlage und inhaltlichen Aussage gleicht sie fast einer Kurzfassung von Schostakowitschs „Leningrader Sinfonie“: Die düstereren Klagemotive, die konduktartige Hoffnungslosigkeit, die tiefe Trauer, der schneidende Schmerz, der bestürzende Wechsel zwischen Folter und Einsamkeit und das erahnte Grauen wurden vom Wiener Paradeorchester unter der vitalen Stabführung des österreichischen Maestros mit immer transparenter, glühender Intensität musiziert.
Wahrer Klangkosmos
„Dem lieben Gott“ gewidmet hat Anton Bruckner seine unvollendet gebliebene, dreisätzige 9. Symphonie. In einem wahren Klangkosmos wurden all die, für damalige Verhältnisse kühnen Harmonien, die sich in dieser Schärfe in keiner seiner anderen Symphonien finden, von dem in Bestform spielenden Orchester erzählt. Welser-Möst wusste die gigantische Klangarchitektur mit großer Spannung zu entfalten und diese auch zu halten.
Besonders das Adagio, das Bruckner selbst für seinen besten und schönsten Satz hielt, wurde zum Ereignis: Ein unendlicher Raum öffnete sich, nach dem choralartigen „Abschied vom Leben“, nach mehreren gewaltigen Steigerungswellen und einem letzten schmerzlichen Zusammenbruch endete sein symphonisches Schlusswort mit einem fernen Gruß aus dem Adagio der „Achten“. Stehende Ovationen!
Radio-Übertragung in Ö1 am 12. 9. um 20 Uhr.
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