Salzburger Festspiele 2026: Jedermann darf sich frisch verlieben

PK SALZBURGER FESTSPIELE: HOCHMAIR / DURAN
Philipp Hochmair muss sich gleich auf drei neue Frauen einlassen: Roxane Duran (Buhlschaft), Daniela Ziegler und Sylvie Rohrer

Die Präsentation der Buhlschaft ist immer wieder ein kleines Spektakel. Sie war auch heuer eines – am Dienstag im Hotel Sacher (in Wien). Und es dürfte tatsächlich niemand geahnt haben, dass die Austrofranzösin Roxane Duran 2026 auf die Schweizerin Deleila Piasko folgen würde, die dem Jedermann nach zwei Sommern den Laufpass gab. Die Salzburger Festspiele zögerten allerdings das Geheimnislüften etwas hinaus.

Weil Burgschauspielerin Sylvie Rohrer erst von der Hauptprobe von „Richard III.“ eintreffen musste: Die Tragödie, die am Freitag im Akademietheater Premiere hat, wird von einem reinen Frauenensemble bestritten – abgesehen von Nicholas Ofczarek als missratenem Herzog von Gloucester.

Philipp Hochmair, geschminkt und behängt wie Johnny Depp in dessen besten Piratenzeiten, durfte die Wartezeit mit ein paar Belanglosigkeiten füllen. Den „Jedermann“ zu spielen sei eine große Freude und es herrsche eine große Vorfreude. Dann marschierten gleich drei Frauen auf ihn zu, schwarz gewandet. Sie alle würden das Leben des Jedermanns prägen – auf unterschiedliche Art.

Darunter eben Sylvie Rohrer. Sie sei schon vergangenes Jahr angefragt worden, ob sie die Doppelrolle „Ein armer Nachbar“ und „Werke“ übernehmen wolle. Doch die Schweizerin war verplant. Aber 2026 klappt es: Sie folgt auf Kathleen Morgeneyer, der Überraschung der „Jedermann“-Serie 2025.

Daniela Ziegler brachte sich, wie sie selbstbewusst erzählte, selbst ins Spiel. Sie hatte gehört, dass Andrea Jonasson nicht mehr weitermachen wollte. Und so bat sie ihre Agentur, Robert Carsen zu schreiben. Der Regisseur reagierte sogleich – und verhehlte nicht, dass er die Rolle von Jedermanns Mutter (bereits heuer) auf einen Auftritt reduziert hat. Die 77-Jährige dachte drei Tage lang nach – und sagte dann doch zu. Ziegler ist aus Fernsehproduktionen und als Musicaldarstellerin („Evita“) bekannt: 2012/’13 spielte sie in Wien die Kaisermutter Sophie in „Elisabeth“.

Roxane Duran, 1993 als Tochter einer Österreicherin in Paris geboren, hingegen hätte Carsen selbst „am Radar gehabt“, wie dessen Dramaturg David Tushingham betonte. In Mailand kam es erst vor ein paar Wochen zum Treffen mit ihr (Carson inszenierte gerade an der Scala „Così fan tutte“, die Produktion läuft bis 26. November). Über ihre Rolle konnte sie noch nichts Tiefschürfendes sagen. Diese werde sich erst entwickeln – im Team mit Philipp und den anderen. Aber sie beteuerte, welche Ehre es für sie sei: Sie hätte nie gedacht, dass man die Rolle der Buhlschaft als Halbfranzösin machen dürfe.

„Das weiße Band“

Roxane Duran kam schon früh zum Film. In Michael Hanekes „Das weiße Band“ (2008) hinterließ die damals 15-Jährige als Anna, die Tochter des Arztes, einen nachhaltigen Eindruck. Zuletzt war sie in der „Tatort“-Folge „Zugzwang“ als geheimnisvolle Schachspielerin zu sehen, demnächst startet bei Disney+ die Serie „Vienna Game“ (über den Wiener Kongress) mit ihr. Im Theater spielte Duran u. a. Anne Frank in Eric-Emmanuel Schmitts Adaption deren Tagebuchs, für den französischen Theaterpreis „Molière“ war sie einmal als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert.

PK SALZBURGER FESTSPIELE: ROHRER / ZIEGLER / HOCHMAIR / DURAN

Und dann schnitt Hochmair mit allen drei Frauen eine riesige Sachertorte an. Das war fast wie bei einer Hochzeit. Die Party steigt aber erst am 18. Juli 2026. Da ist Wiederaufnahme-Premiere, insgesamt wird es 15 Vorstellungen geben.

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