KHM-Chefin Sabine Haag bewirbt sich nicht um weitere Amtszeit

KHM-Chefin Sabine Haag bewirbt sich nicht um weitere Amtszeit
Die Chefin des Kunsthistorischen Museums (KHM) amtiert noch bis Ende 2024 und verfolgt Umbaupläne.

„Ich habe schon vor einiger Zeit für mich den Entschluss gefasst, dass ich mich nicht mehr bewerben und nach drei erfolgreichen Amtsperioden plus einem Extra-Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen werde.“

Gleich zu Beginn des KURIER-Gesprächs stellt Sabine Haag, seit 2009 Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM), klar, dass ab 2025 jemand anderer die Geschicke in Österreichs größtem Museum leiten wird. Haags Position wurde am Montag gesetzmäßig neu ausgeschrieben – gemeinsam mit der wissenschaftlichen Geschäftsführung der Albertina, deren Chef Klaus Albrecht Schröder schon im Vorfeld bekannt gegeben hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen. Die Bewerbungsfrist für die beiden Top-Jobs läuft bis 13. März.

„Mir war es wichtig, dass ich mich selbst entscheiden kann“, erklärt Haag. „Der berufliche Aspekt ist natürlich zentral – ich hatte 2019 eine dritte Funktionsperiode mit sehr großen Herausforderungen angenommen, die vielen Krisen konnte da noch niemand ahnen. Das war etwas, das mich in jeder Hinsicht sehr gefordert hat. Meine persönlichen Umstände sind mir natürlich auch wichtig – ich habe das Glück, eine wunderbare Familie, eine aufrechte Ehe und viele Freunde zu haben. Bei einem Job wie dem meinen kommen die persönlichen Belange immer erst zum Schluss und manchmal auch zu kurz.“

Ob sie mit 1. Jänner 2025 eine neue Funktion anstreben werde – Haag wird dann knapp 63 Jahre alt sein – will die KHM-Direktorin „in angemessener Fokussierung überlegen können“, wie sie erklärt. „Ich sage immer, die Wege entstehen im Gehen.“ Sie wolle sich auf die anstehenden zwei Jahre konzentrieren.

Durch die Bestellung und kurzfristige Absage des Uffizien-Chefs Eike Schmidt war das KHM in den Jahren 2017–’19 in Turbulenzen geraten, es folgten die Rückschläge der Pandemie. „Mittlerweile haben wir uns sehr gut erholt“, bekräftigt Haag. „Wenn wir auf 2022 zurückblicken, sind wir bei über 1,4 Millionen Besuchern gegenüber 1,8 Millionen im Jahr 2019. Bei den Eintrittserlösen liegen wir bei mehr als 11 Millionen Euro, gegenüber 15 Millionen im Jahr 2019. Das gibt uns Optimismus und die Zuversicht, dass wir es richtig gemacht haben.“ Seine Rücklagen musste der Museumsverband aber „bis zur bitteren Neige“ aufbrauchen, so Haag.

Nichtsdestotrotz verfolgt das KHM – gemeinsam mit seinem „Zwilling“, dem Naturhistorischen Museum (NHM) – ein ambitioniertes Bauprojekt: Neben den Haupteingängen soll ein ebenerdiger Zugang geschaffen, die gesamte Empfangssituation mit Kassen, Garderoben etc. grundlegend neu gestaltet werden. „Es ist aussichtsreich, weil wir ja nicht erst jetzt zu planen beginnen“, sagt Haag. „Wir sind verhalten zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, für dieses wirklich wichtige Projekt eine Finanzierung bekommen zu können. Je nachdem könnten wir noch während meiner Amtszeit starten.“

KHM-Chefin Sabine Haag bewirbt sich nicht um weitere Amtszeit

Verborgene Baustellen

Weniger konkrete Perspektiven hat die KHM-Chefin für den lang gehegten Wunsch, das „Heroon von Trysa“, eine bedeutendes Relief-Ensemble der Antike, bald in der Neuen Burg zeigen zu können: Die Räume, die für diese Aufgabe aufwendig baulich adaptiert wurden, sind derzeit an das Haus der Geschichte (hdgö) vermietet. „Der Vertrag ist jährlich kündbar. Aber wir können die Kündigung erst aussprechen, wenn es einen neuen Ort für das hdgö geben wird. Das ist eine der vielen Finanzierungsfragen, die auf den Bund zukommen.“

Bis Jahresende läuft auch noch der Sponsoring-Vertrag, den das Museum mit der OMV unterhält. In Großbritannien ließen einige Häuser – noch vor den Schütt-Attacken von Aktivisten – Deals mit Ölkonzernen auslaufen. „Ich verwehre mich grundsätzlich dagegen, einen Generalverdacht gegen Sponsoren auszusprechen“, hält Haag dem entgegen.

Alle Sponsoringverträge des KHM entsprächen den aktuellsten Richtlinien, betont sie. „Es liegt kein Grund vor, zu sagen, wir hätten hier unethische Verträge abgeschlossen oder kooperieren mit Firmen, die nicht in die Leitlinien passen. Das wird auch in Zukunft so sein.“

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