Aber ab dem zweiten Akt schlägt dann die Regiepranke von Florentine Klepper, die 2014 bei den Salzburger Osterfestspielen "Arabella" sowie in Graz und Klagenfurt schon inszeniert hat, voll zu. In einem Garten mit adrett geschnittenen Hecken spielt eine weiß gekleidete Gesellschaft wie auch der Prinz Golf und fuchtelt mit den Schlägern im Takt herum.
Mit dem Holzhammer
Müllsäcke, zerdrückte, leere Plastikflaschen verschmutzen dann den letzten Akt. Der See ist offensichtlich ausgetrocknet (Achtung: Klimawandel!). Ein stimmungsvolles Märchen, was die Oper eigentlich ist, durfte man sich eh nicht erwarten, aber ein so hässliches, poesieloses Ambiente, wo mit so wunderbaren Tönen Abschied genommen wird, auch nicht. Klepper erzählt die Geschichte des Fremdseins und von der Zerstörungslust des Menschen zu sehr mit dem Holzhammer.
Beim Ensemble, das vielfach einen Bezug zur Oper Frankfurt hat, beeindrucken zwei der Hauptpartien besonders: Karen Vuong als Rusalka verfügt über ein berührendes Timbre und vermag innigste Gefühle mit vielen Schattierungen zu verströmen. Gerard Schneider ist ihr geliebter, fescher Prinz. Er singt ihn mit ungefährdeten, strahlenden Höhen seines ausgesprochen schönen Tenors. Judita Nagyová ist eine dominante und ausdrucksstarke Hexe Ježibaba.
Hingegen weiß Dshamilja Kaiser ihre Riesenstimme als fremde Fürstin nicht zu zügeln und nur eindimensional im Einheitsforte einzusetzen. Mit knorrigem Bass hört man Thomas Faulkner als Wassermann, ausstaffiert wie ein Sandler. Die kleineren Rollen wie auch der Chor des Hauses lassen keine Wünsche offen.
Der 27-jährige Dirigent Alexander Prior kostet beim Festspielorchester die Sehnsucht aber auch mit wilden Gesten die dramatischen Aufwallungen aus. Teilweise könnte er jedoch bei den Fortissimi zurückhaltender agieren. Aber nicht nur damit macht er es den Sängern nicht leicht, er wählt zudem immer wieder extrem breite Tempi und zerdehnt so manches grenzwertig fast bis zum Auseinanderfallen. So dauert bei ihm das Werk (inklusive Pause) dreieinhalb Stunden. Jubel im Publikum, kein Widerspruch!
KURIER-Wertung: ***
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