Rene Huemer: Wiener Fotograf sucht "harte Kontraste"

Phish - fotografiert von Rene Huemer.
Von einem, der auszog, die Popwelt zu fotografieren. So könnte man die Geschichte von Rene Huemer kurz zusammenfassen. Der Fotograf hat Wien vor Jahren verlassen, um zwei Leidenschaften miteinander zu verbinden: Musik und Fotografie. Er ging in die USA, ins Land der (un)begrenzten Möglichkeiten, hatte Glück und fasste dort als Fotograf schnell Fuß. Mittlerweile begleitet er seit mehreren Jahren die Dave Matthews Band und Phish, zwei erfolgreiche US-amerikanische Formationen, als offizieller Tour-Fotograf. Dazwischen fertigt er intime Porträts von Stars des Musikbusiness an: Vor seiner Kamera landeten bereits The Rolling Stones, AC/DC, Metallica, Leonard Cohen, B.B. King, Lemmy und ZZ Top.
Der KURIER hat Rene Huemer im Rahmen des Konzertes der Dave Matthews Band in der Wiener Stadthalle zum Gespräch getroffen.
KURIER: Wie kommt man als österreichischer Fotograf zu US-Bands wie
Phish und Dave Matthews Band.
Rene Huemer: Vor einigen Jahren bot sich für mich die Gelegenheit, Porträts und einige Konzerte der Dave Matthews Band zu fotografieren. Kurz darauf hat mich ihr Management kontaktiert und gefragt, ob ich Interesse habe, ihre Touren zu dokumentieren. Seither begleite ich die Band auf ihren US- sowie Europatourneen, oder reise auch mal mit ihnen zu vereinzelten Konzerten auf andere Kontinente. Am Ende meiner ersten US-Tour bekam ich den Auftrag, Trey Anastasio, Sänger und Gitarrist von Phish, in New York zu porträtieren. Daraufhin wurde ich im Folgejahr auch von dieser Band engagiert, ihre Konzertreisen zu dokumentieren. Seitdem teile ich die Sommer- und Herbstmonate zwischen den beiden Bands auf und pendle zwischen Wien und den USA.

Leonard Cohen - fotografiert von Rene Huemer.
Sie haben bereits Fotos mit den Eagles of Death Metal gemacht, bei deren Konzert 2015 in
Paris ein Terroranschlag verübt wurde. Waren Sie da vor Ort?
An dem Tag der Anschläge war ich mit Dave Matthews Band unterwegs, konkret in Dublin zum letzten Konzert der Europatour. Ich erinnere mich noch genau daran, wie unsere Euphorie, die letzte Show erfolgreich über die Bühne gebracht zu haben, plötzlich von der Nachricht der Anschläge überschattet wurde. Wir versuchten sofort, die Musiker und Crewmitglieder in Paris via Telefon zu erreichen. Ich erinnere mich an die sorgenvolle Nacht und daran, erst am Folgetag ein Lebenszeichen erhalten zu haben.
Was macht für Sie gute Konzertfotografie aus?
Wenn hinter dem Bild eine Idee steht und nicht bloß ein liebloses Abfotografieren der Protagonisten. Das Bild muss gleichzeitig die Stimmung der Künstlerin oder des Künstlers, aber auch die Idee der Produktion widerspiegeln.
Wie würden Sie ihren Stil beschreiben? Was ist Ihnen beim Fotografieren wichtig?
Ich integriere gern den Raum, suche stets geometrische Formen und harte Kontraste. Wichtig dabei ist mir aber immer, selbst im Hintergrund zu bleiben und meinen Protagonisten nicht aufdringlich zu erscheinen. Ich arbeite seit geraumer Zeit sehr gerne analog. Aktuell nach dem „Kollodium Nassplattenverfahren“ – einem Prozess, der mit dem Erstellen der eigenen Foto-Chemikalien beginnt. Man fotografiert auf Glas oder Aluminiumplatten, sprich das Ganze steht in einem extremen Gegensatz zu digitaler Fotografie. Diese spannende Herangehensweise entschleunigt sowohl mich als auch meine digitale Arbeitswelt. Ich kann mich wesentlich länger mit einem Bild beschäftigen und Ruhe finden – in der heutigen Zeit gar nicht mal so schlecht, würde ich sagen…

Rene Huemers Foto vom AC/DC-Konzert.
Viele Fotos sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Ihr bevorzugter Stil?
Absolut! Ich liebe es, die Szenen zu entfärben und ihnen in Grautönen einen ganz neuen, eigenen Eindruck zu verleihen.
Ihre bevorzugte
Kamera?
Die gibt es nicht: Je nach Situation und Laune verwende ich von Kleinbild über Mittelformat bis zur Großformatkamera, was eben gerade passt. Eine weitere momentane Leidenschaft, der ich gerade nachgehe, sind zum Beispiel Lochkamera-Fotografien. Dazu verwende ich eine Holzbox mit Loch, die man sich selbst machen kann. Auch hier entstehen sehr interessante Ergebnisse.
Welche Band würden Sie gerne fotografieren?
Seit meinen Anfängen als Konzertfotograf war es mein Traum, einmal eine Tour zu begleiten. Dieser Traum hat sich mit der Dave Matthews Band, die übrigens auch eine meiner absoluten Lieblingsbands ist, erfüllt. Vor einigen Jahren hatten mich die Rolling Stones für eine Show engagiert, das war auch eine große Ehre. Der Künstler, den ich gerne fotografiert hätte, wäre Prince gewesen. Ansonsten bin ich in der Hinsicht wunschlos glücklich.

Rene Huemer begleitet die Dave Matthews Band auf Tour.

Rene Huemer vor dem Wiener Gasometer.
Zur Person: Der Wiener Fotograf Rene Huemer hat zwei seiner Leidenschaften, die Fotografie und die Musik, zum Beruf gemacht. Er tingelt als Tour-Fotograf von zwei US-amerikanischen Bands (Phish, Dave Matthews Band) durch die Welt. Seine Bilder zeichnen sich durch eine kontrastreiche Schwarz-Weiß-Ästhetik, durch das Zusammenspiel von Ruhe und Dynamik aus. Dem Fotografen können Sie auf Instagram folgen. Mehr Fotos gibt es auch auf seiner Homepage zu sehen.
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