Reinhardt Seminar: Happel bleibt uneinsichtig – und tritt zurück
In ihrer Not und mit einer neuen Strategie – über die Medien – hatten sich 32 von 44 Studierenden des Max Reinhardt Seminars an Ulrike Sych, die Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst gewandt: „Um zu bekunden, dass unser Vertrauen in unsere Institutsleitung Maria Happel und ihre Stellvertreterin Annett Matzke unwiederbringlich zerrüttet ist.“
Datiert ist der vierseitige Brief mit 11. Mai. Manche der Vorwürfe wiegen schwer: Die Studis konstatierten ein „System von Machtmissbrauch, Nepotismus und Intransparenz“, da „Lehraufträge intransparent ausgeschrieben oder im Familien- und erweiterten Bekanntenkreis vergeben“ würden: „Völlig missachtet wird in Einzelfällen die tatsächliche didaktische und inhaltliche Kompetenz. Wir fordern eine Transparenz bei der Ausschreibung von Lehraufträgen und keine Vetternwirtschaft.“ Happel hatte ihren Mann Dirk Nocker, einen Schauspieler, beauftragt, „Filmanalyse“ zu lehren.
Dass bei einer von der öffentlichen Hand finanzierten Einrichtung andere Gesetze als bei einem Privatunternehmen herrschen sollten, wollte die Leiterin (die als Intendantin der Festspiele Reichenau Mann und Tochter einsetzt) partout nicht verstehen. Gegenüber dem profil sagte sie (in der Ausgabe vom 4. 6.): „Es ärgert mich, dass es bei manchen Leuten Dynastie heißt, und bei mir nennt man es Nepotismus.“
Zur Uneinsichtigkeit kam ein äußerst zögerliches Verhalten der Rektorin. Sych bot zwar ein Gespräch mit den Studierenden an (das am 31. Mai stattfand) und versprach, die Vorwürfe genau prüfen zu lassen – von einem Expertenteam unter der Leitung von Vizerektorin Gerda Müller. Aber sie spielte auch auf Zeit und versuchte, den Ball flach zu halten. Vielleicht deshalb, weil sie Maria Happel im Jahr 2020 berufen hatte. Und weil es schon zuvor viel Zoff und viele Intrigen am Max Reinhardt Seminar gegeben hatte.
Diese Taktik des Kalmierens aber wollten die Studierenden nicht länger tolerieren. Einem neuerlichen Protest (es sei ja nur ein Bruchteil der Vorwürfe verschriftlicht worden) kam Happel nun zuvor: Über einen Kommunikationsberater ließ sie ihren Rücktritt verkünden.
„Pflichtet nicht bei“
Das Schreiben offenbart, dass sie uneinsichtig bleibt. „Einige Studierende“, so der erste Satz, hätten einen „anonymen Brief“ mit Vorwürfen „lanciert“. Happel stellt den Aufschrei als Aktion einer Minderheit dar; dem KURIER wurde jedoch einleuchtend erklärt, warum man die Liste mit den 32 Unterschriften nicht übergeben hat: Um die Mutigen vor Repressalien zu schützen.
Auch dem zweiten Satz des Kommuniqués wohnt eine gewisse Sturheit inne: „Maria Happel nimmt den Inhalt zur Kenntnis, pflichtet ihm aber nicht bei.“ Dabei hatte sie zuvor, gegenüber der APA, einbekannt, zu wenig am Institut anwesend gewesen zu sein. Nun also trat sie „mit sofortiger Wirkung“ von ihrer Position zurück“.
Ulrike Sych betraute sogleich Vizerektorin Müller mit der interimistischen Leitung. Doch Versprechungen werden nicht reichen. Zumal etliche Vorwürfe – Studierende erhalten von Professoren Unterricht in ungeschützten (sprich: privaten) Räumen – schon seit vielen Jahren erhoben werden.
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