Franz-Xaver Mayr inszeniert im Stadttheater den „Reigen“ und versucht sich an Dekonstruktivismus und Neumontagen, die kaum Raum für Schnitzler lassen. Die Texte werden teilweise auf mehrere Schauspieler gleichzeitig aufgeteilt, manches wird hinzugefügt und in den Kontext der #MeToo-Debatte gestellt.
Die Sex-Szenen, bei Schnitzler explizit ausgespart, werden mit seltsamen Verrenkungen ohne jede Berührung komikartig ironisiert. Man will offenkundig „woke“ sein – müssen daher nur Männer splitternackt sein? Auch der Schnitzler-Ton spielt keine Rolle, und damit ist nicht nur das österreichische Idiom gemeint, sondern die Raffinesse des Ungesagten.
Dabei wären die Schauspielerinnen und Schauspieler wahrscheinlich gut. Sebastian Wendelin, Dorothee Hartinger und die Einspringerin Elisa Plüss sind es auch.
Schnitzlers „Reigen“ ist jedenfalls groß genug, um diesen unbeholfenen Zugang locker zu überstehen. Insgesamt ist Gmunden aber zurück auf der Festival-Landkarte, seit sich Karin Bergmann dort um das Literatur- und Theaterprogramm kümmert.
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