Roland Düringer landet doch immer wieder bei seinen Motorradln

46-219462461
Roland Düringer erzählt und improvisiert in seinem „Regenerationsabend 3.0“ über seinen Beruf.

Am Beginn jedes Programms stehe ein weißes Blatt Papier, sagt Roland Düringer. Seine Regenerationsabende hingegen würden völlig ohne Papier auskommen, meint der 61-Jährige am Dienstag im Wiener Stadtsaal. Es ist die Premiere der dritten Generation dieser Abende, bei denen Düringer seit 1999 nach Lust und Laune Schmäh führt und G’schichtln druckt.

Zu Beginn hört man Düringer sprechen, bevor er überhaupt zu sehen ist. Die Blicke wandern durch den Saal, da hat man ihn endlich, ganz hinten, gefunden. Er palavert mit Zuschauern, bei der Premiere auch mit seinen Kolleginnen aus Schlabarett-Zeiten, Andrea Händler und Eva Billisich.

„Grüß Sie! Haben Sie Fragen?“ ist der Ausgangspunkt, um den Gesprächsfaden weiterzuspinnen. Dass man die Äußerungen der Zuschauer kaum hört, ist ein kleines Manko, gibt Düringer aber theoretisch auch die Möglichkeit, etwas dazuzuschummeln. Er gelobt, nicht – wie im „Regenerationsabend 2.0“ – 78 Prozent der Zeit über „Motorradln“ zu sprechen.

Mann mit Glatze steht auf Bühne und verdreht die Arme

Nach einer Viertelstunde geht er noch einmal nach hinten, weil er sein Bier bei der Tontechnik stehen gelassen hat. Den Tontechniker habe er aber eingespart und durch KI ersetzt, scherzt Düringer. Da schwingt ein Alzerl Zeitkritik mit, allgemein zeigt sich der frühere Schmähparteigründer weit entfernt von seinen agitatorischen Zeiten. Wobei Düringer schon konstatiert: „Es hat früher einmal was gegeben, des hat Schmäh g’heißen.“

Den Unterschied zwischen Schmäh, Tricks und Witze erzählen dekliniert er in gewohnter Düringer-Manier durch. Das sprachliche Handwerkszeug für solche Nummern erlernte er in Wien.Favoriten, wie Düringer erzählt. Er berichtet teils weitschweifig über die Anfänge, wie er zu Schauspiel und Kabarett gekommen ist (Louis de Funès!), wie die Klassiker „Muttertag“ oder „MA 2412“ aus einer simplen Idee entstanden sind - und dass er seinen Joschi Täubler im „Kaisermühlenblues“ selbst schreiben durfte. Aber irgendwie landet er zumeist doch wieder bei seinen Motorradln.

Kleinteilig

Zwischendurch beschwert er sich über die heimische Filmförderung, die - so wird es schon lange erzählt - so manchem Kabarettfilm das Leben schwer gemacht habe. Da wird es dann teilweise kleinteilig. Das Drehbuch zu "Muttertag" sei etwa kritisiert worden, weil die Schauspieler jeweils mehrere Rolle spielen sollten. Düringers Antwort: "Schon einmal was von Monty Python gehört?" 

Düringer geißelt auch die "Green Productions". Was daran nachhaltig sei, wenn man am Filmset Mehrwegbecher einsetze, erschließe sich ihm nicht, wenn man andererseits mit Licht-Lkws durch den Wald brettere.

Düringer zieht viele Register, deklamiert sogar auf Shakespeare-Englisch und hat das Publikum fest im Griff. Bei der Premiere lief das mit beinahe drei Stunden Spielzeit aus dem Ruder, aber so ein Regenerationsabend kann – so will es sein Erfinder – jedes Mal ganz anders sein.

KURIER-Wertung: ***1/2 von *****

Kommentare