Keine Silvesterkonzerte im umbenannten "Trump Kennedy Center"
Dem vielleicht nicht bedeutendsten, aber symbolisch wichtigsten Konzertsaal der USA kommen die Künstler abhanden: Wie US-Medien berichten, wurde das für den Silvesterabend im "Trump Kennedy Center" geplante Konzert der Jazzformation "The Cookers" kurzfristig abgesagt. Auch wenn das Statement der Band die kürzlich vom Aufsichtsrat beschlossene - und von keinem kulturpolitischen Gremium abgesegnete - Umbenennung des Kulturzentrums in Washington, D. C. nicht explizit erwähnt, bildet diese doch einen Hintergrund für die Absage, wie Billy Hart, Schlagzeuger der Formation, der New York Times bestätigte.
Trumps Kulturtempel
Seit Beginn seiner Präsidentschaft hat Donald Trump das Kennedy Center für seine Repräsentationszwecke beansprucht und die vorherige Programmierung als zu "woke" diskreditiert. Im Gegenzug hatten bereits zahlreiche Künstler ihre geplanten Auftritte abgesagt - darunter die afroamerikanische Roots-Musikerin Rhiannon Giddens, die Sopranistin Renée Fleming und der Singer-Songwriter Ben Folds. Diese Künstlerinnen und Künstler reagierten auf die radikale Umbesetzung des Aufsichtsgremiums im vergangenen Februar: Trump hatte sich selbst an dessen Spitze gesetzt und andere Getreue - darunter die Ehefrau von Vizepräsident J. D. Vance und Trumps Stabschefin Susie Wiles.
Die Umbenennung in "Trump Kennedy Center" war im Dezember kurzfristig beschlossen und sogleich umgesetzt worden - gegen Proteste von Nachfahren der Kennedy-Familie und zahlreicher Protagonisten aus dem Kulturbetrieb.
Die Band "The Cookers", die aus Veteranen der US-Jazzszene besteht, äußerte sich auf ihrer Website nur indirekt zu den politischen Vorgängen: "Jazz entstand aus einem Kampf und einem ständigen Beharren auf Freiheit: Freiheit der Gedanken, des Ausdrucks und der menschlichen Stimme", heißt es da (Übersetzung des Autors, Anm.). "Manche von uns spielen diese Musik seit Jahrzehnten, und diese Geschichte formt uns noch immer."
Die Musiker der Band, der sowohl Weiße als auch Afroamerikaner angehören, verweisen damit auch auf die enge Beziehung der Jazztradition mit dem Kampf um Bürgerrechte und Gleichstellung. Richard Grenell, der von Trump ernannte Präsident des Kulturzentrums (und ehemals US-Botschafter in Deutschland), bezeichnete die Jazzmusiker in einem Statement als "linksextreme Aktivisten", die noch von der früheren Intendanz des Zentrums gebucht worden waren.
Ob "The Music of America", als die der Jazztrompeter und Traditionshüter Wynton Marsalis den Jazz bezeichnet, weiter einen Platz in Trumps Kulturtempel haben wird, bleibt abzuwarten. Bis 4. Jänner sind jedenfalls Vorstellungen des Monty-Python-Musicals "Spamalot" angesagt.
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