Pizzera & Jaus: "Die Texte ein bisschen aufwuchteln"

Das prominente Musikkabarett-Duo Paul Pizzera und Otto Jaus spielen in der Fortsetzung „Neo Nuggets – Eine Pulled Pork Komödie“ erneut ein ungleiches Brüderpaar – verwickelt in eine Neonazi-Verschwörung.

Wenn sich eine  österreichische Komödie wie „Pulled Pork“  mit knapp über 112.000 Zusehern als  Austro-Blockbuster erweist, schreit das nach einer Fortsetzung.   Und nachdem  sich der Erfolg vor allem der Prominenz und dem Humor des Musikkabarett-Duos Pizzera & Jaus verdankt, spielen sie auch in „Neo Nuggets“ (derzeit im Kino) wieder das ungleiche Brüderpaar Flo Kienzl und Eddi Kovac. Diesmal werden Flo und Eddi in eine Neonazi-Verschwörung hineingezogen und geraten in ein Netz aus Geheimdiensten. Da hilft nur noch Schmäh und Überschmäh. 

KURIER: „Neo Nuggets“ ist die Fortsetzung der Komödie „Pulled Pork“. Waren Sie gleich wieder mit dabei oder musste man Sie dazu überreden, weiterzumachen?

Otto Jaus: Wir haben schon beim ersten Teil gesagt: Wenn die Zuschauerzahl eine gewisse Grenze überschreitet, dann werden wir auch den zweiten Teil voller Freude machen – auch wenn es hin und wieder recht anstrengend war (lacht).

Paul Pizzera: Für das nächste Mal wissen wir: Vierzig Prozent der Dreharbeiten im Februar und März im Freien zu drehen, ist nicht die beste Idee. Aber ansonsten war es voll cool und wir haben eine große Freude gehabt. Jetzt hoffen wir natürlich, dass wir Zuschauer-technisch das Niveau vom ersten Film halten können. Die Fortsetzung lag uns noch näher, weil wir die Freunde spielen, die wir auch privat sind. Das hat uns geholfen, unsere Rollen noch authentischer auf die Leinwand zu bringen und noch mehr gefreut, weil wir als Haberer spielen konnten.

Was machte die Dreharbeiten so anstrengend?

Pizzera: Wir hatten hin und wieder den Luxus eines Wärmezelts. Aber es herrschten zeitweise Minusgrade…

Jaus: Was heißt zeitweise? Wir hatten im Wald am Semmering drei Tage hindurch minus 12 Grad!

Pizzera: Es soll nichts Schlimmeres passieren, aber wenn du drei Nachtdrehs von Minus 12 Grad hast und von acht am Abend bis acht in der Früh drehst … Das merkt man schon.

Jaus: Da muss man mit Wärmeunterwäsche arbeiten.

Pizzera: Genau. Und dann haben wir in der Grotte in Hinterbrühl bei sechs Grad drei Tage im kalten Wasser verbracht. Das ist man dann dauernd Fünf-vor-Zwölf krank und muss ganz schön viel Ingwer essenI Aber es waren voll lustige Erfahrungen, sowohl das Tauchen als auch das Zusammenspiel mit den tollen Kollegen wie Silvia Schneider und Benno Frümann… Der Zweck heiligt die Mittel.

Man sagt, es gibt nichts Schwierigeres, als mit Kindern und Tieren zu spielen. Wie war der Dreh mit Baby (Tochter von Eddi, Anm.)?

Pizzera: Es waren Gott sei dank zwei Babys, die sich abgewechselt haben. Aber manchmal mussten wir trotzdem die Puppe zum Einsatz bringen, wenn beide Babys geschrien haben. Film ist ja hauptsächlich Zeit und Geld. Aber eigentlich lief es ganz gut. Ein Baby hieß Aurelie, das andere Fiona. Die beiden haben alles gegeben.

„Neo Nuggets“ beginnt mit einer Szene aus einem alten Film von Franz Antel, „Der Schatz vom Toplitzsee“. Haben Sie sich den zur Vorbereitung angeschaut?

Pizzera und Jaus (wie aus der Pistole geschossen): Nein!

Jaus: Ich wollte nicht, dass der Film Einfluss auf mein Spiel hat …

Pizzera: Ja genau. Das hast du sehr schön gesagt!

Wie haben Sie sich tatsächlich auf Ihre Rollen vorbereitet? Sie sind ja beide Bühnenprofis, aber trotzdem… 

Jaus: Wir gehen immer alles gemeinsam durch und schauen, ob wir unsere Texte noch ein bisschen Aufwuchteln können. Das ist das Angenehme an Regisseur Andreas Schmied, der sehr uneitel ist und sagt: „Schaut’s, wie würdet ihr das privat sagen?“ Die Storyline gehört natürlich völlig ihm, aber was unsere Dialoge betrifft, hatten wir viel Spielraum. Man bereitet sich so gut vor, wie es geht, und dann ist es beim Dreh eh wieder ganz anders.

Sie konnten also auch Improvisieren?

Pizzera: Ja, wir hatten wirklich viel Spielraum. Außerdem hatte die Regie auch die Sicherheit, dass der erste Teil der Komödie sehr gut funktioniert hat und wir keinen Blödsinn improvisieren. Deswegen hatten wir auch die Freiheit, die wir uns nicht nehmen lassen, weil wir wissen: Das sind wir, so funktionieren wir und diese Sachen sagen wir.

Jaus: Und wenn wir zwei mit Michael Niavarani und Silvia Schneider auf einem Set stehen, ist es sehr schwierig, dass alles genauso bleibt, wie es im Drehbuch steht.

Pizzera: Das ist mehr ein Wunschdenken.

Gibt es Schauspieler, die Sie inspirieren?

Jaus: Ich habe bei meiner Rolle sehr an Anthony Hopkins denken müssen (lacht). Nein, das ist natürlich Blödsinn…

Pizzera: Das ist, wie wenn ich mir eine Gitarre kaufe und sage: Mein Hero ist Slash von Guns N'Roses. Ganz ehrlich, das ist vermessen.

Jas: Das ist eine ganz andere Welt.

Pizzera: Aber wenn es um Lieblingsschauspieler geht, ist es bei mir Matt Damon. Der kann alles.

Jaus: Ich mag Edward Norton sehr. Einfach nur Bravo.

Pizzera: Wer mir auch immer getaugt hast, ist die Frau, die die Mutter vom Bullen von Tölz gespielt hat, Ruth Drexel. Die habe ich immer so cool gefunden. Die war einfach gut.

Es geht unter anderem darum, ob Eddi Kovac ein guter Familienvater ist. Fließen da auch eigene Erfahrungen ein?

46-219481393

Gizem Emre als tot geglaubte Schwester Samira in "Neo Nuggets". 

Jas: Natürlich beschäftigt man sich selbst damit: Bin ich ein guter Vater? Bin ich ein guter Ehemann? Zweifel sind etwas, die einem im Leben auch helfen können. Ich muss sagen, es hilft wirklich, wenn man teilweise die Dinge schon erlebt hat, die man dann auch spielen soll. Aber es ist eine Überzeichnung von dem, wer ich bin und was ich bin.

Pizzera: Er ist sowohl im Film als auch privat ein super Papa!

Jaus: Danke dir vielmals! (Küsst Pizzera die Hand).

Ein Thema des Films ist auch: Kann man über Gefühle reden?

Pizzera: Muss man! Gerade die Männer!

Jaus: Ein Mann, der nicht weinen kann, hat noch ganz viel zum Lernen.

Pizzera: Viele Männer gehen Tausende Mal ins Fitness-Center und können nicht über Gefühle reden. Wenn du dich selbst optimieren willst, dann fang doch dort an, wo es wichtig wäre, damit du siehst, was du brauchst: Das ist das Zugeben, dass es einem nicht gut geht.

Sie sind ja beide sehr bekannte Kabarettisten, aber vor allem aber auch sehr bekannte Musiker. Warum ist keine Musik von Ihnen in „Neo Nuggets“?

Pizzera: Weil sich das die Produktion nicht leisten kann. Wir geben uns eh schon für die Rolle unter unserem Preis her … (lacht).

Sie gehen beide im kommenden Jahr wieder auf Österreich-Tournee. Was können sich die Fans erwarten?

Pizzera (mit der Stimme eines Ansagers): Es erwartet Sie ein wilder Husarenritt durch sämtliche musikalische Genres, bei dem wir mit lebensbejahenden Hymnen und nachdenklichen Balladen jede Emotion, die der menschliche Körper zur Verfügung hat, versuchen herauszudestillieren! (lacht)

Kommentare