"Das Große Heft" im Akademietheater: Zuletzt kommt die Moral

"Das Große Heft" im Akademietheater: Zuletzt kommt die Moral
Ágota Kristófs Romantrilogie um „Das große Heft“ als Sprech- und Hörtheater über Zwillinge, die im Krieg um Moral und Menschlichkeit ringen

Klar kann man es über die verminte Grenze schaffen, sagen die Zwillinge und kichern, man braucht nur jemanden, der vorangeht.

Also schicken sie den eigenen Vater als Erstes, da schon der letzte lebende Verwandte, die Mutter und die Babyschwester waren vor ihren Augen im Krieg umgekommen. Über die Leiche des Vaters aber steigt dann nur einer der beiden Buben; er flieht ins Nachbarland und lässt den Bruder zurück. Sie, einst unzertrennlich einer feindseligen Welt gegenüberstehend, leben und sterben danach als Fremde.

Ágota Kristóf lässt in ihrer Romantrilogie „Das große Heft“, „Der Beweis“, „Die dritte Lüge“ Zwillingsbuben im Krieg groß werden – und zugleich das Menschlichsein neu erfinden: Wo finden die Kinder, bei der herzlosen Großmutter aufwachsend, Moral, innen oder außen, wenn die Erwachsenen derweil alles Schreckliche tun, das man sich vorstellen kann?

Bruno Cathomas und Seán McDonagh kommen im Akademietheater als rohes, ineinander fließendes Bubenmaterial auf die Bühne.

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