Paula Beer überlebt einen Autounfall im Viennale-Eröffnungsfilm

Eröffnungsfilm der Viennale: Paula Beer spielt in Christian Petzolds „Miroirs No. 3“ eine Klavierstudentin, die nach einem Autounfall zurück ins Leben findet.
Paula Beer wird nicht dabei sein, wenn am Donnerstagabend im Wiener Gartenbaukino die Viennale eröffnet. Zumindest nicht körperlich: „Es passt leider zeitlich nicht“, sagt sie entschuldigend im KURIER-Gespräch. „Aber vielleicht beim nächsten Mal.“ Präsent wird Paula Beer trotzdem sein, denn sie spielt die Hauptrolle im Eröffnungsfilm „Miroirs No. 3“, der neuen Arbeit des deutschen Regisseurs Christian Petzold.
Es ist nicht das erste, sondern gleich das vierte Mal, dass Paula Beer – nach „Transit“, „Udine“ und „Roter Himmel“ – mit Petzold zusammenarbeitet. Als so etwas wie eine „Muse“ würde sie sich aber keineswegs bezeichnen, schon allein deswegen nicht, „weil der Begriff etwas Altbackenes und Passives“ hat: „Christian Petzold und ich arbeiten auf Augenhöhe.“ Von Beginn an – von der ersten Filmidee bis hin zum Script und dem aktuellen Dreh – sei sie mit dem Regisseur im Gespräch; es sei eine „generelle Zusammenarbeit“ und schaffe einen „starken Ensemble-Charakter“. „Das Spielen verlangt nach starkem Vertrauen, damit man sich öffnen und verletzlich machen kann. Das ist auch Christians Ansicht, deswegen arbeitet er immer mit dem gleichen Team. Mir gefällt diese Arbeitsweise.“

Wenn Paula Beer nicht gerade als Schauspielerin arbeitet, studiert sie bildende Kunst in Berlin.
Christian Petzold – übrigens der neue Präsident der Viennale (siehe Kasten) – gilt nicht umsonst als einer der herausragenden Vertreter der sogenannten Berliner Schule. Sein Markenzeichen ist ein verhaltener, oft rätselhafter Erzählstil, und auch in „Miroirs No. 3“ – namentlich inspiriert von einem Klavierzyklus von Maurice Ravel – liegt nicht auf der Hand, was genau die Figuren antreibt.
So viel ist sicher: Es beginnt mit einem schweren Autounfall in der ländlichen Umgebung von Berlin und lässt Paula Beer in ihrer Rolle als Laura traumatisiert zurück. Unterschlupf findet sie bei einer älteren Frau namens Betty (Barbara Auer), die sich rührend um die gestrandete junge Klavierstudentin kümmert. Bald aber wird klar, dass auch Betty an einem schweren Trauma leidet und von ihrem Mann und ihrem Sohn entfremdet lebt. „Ich liebe es, wie Christian Petzold seine Figuren schafft“, sagt Paula Beer, „aber ich finde sie schwer greifbar.“
Im Falle von Laura handle es sich um eine Pianistin in der Schaffenskrise, die bereits vor dem Unfall unter depressiven Verstimmungen litt und nicht mehr Klavier spielen konnte: „Was macht das mit einem jungen Menschen, dem so ein Unfall passiert? Wie setzt er sich stückweise wieder zusammen?“
Programm
Zum Start der Viennale (16. bis 28. Oktober) wird Christian Petzold als neuer Viennale-Präsident anwesend sein. Das Programm reicht von Kristen Stewarts Regiedebüt „Chronology of Water“ über „Alpha“ von Cannes-Gewinnerin Julia Ducournau bis zu Mascha Schilinskis deutschem Oscarkandidaten „In die Sonne schauen“. Stargäste: Juliette Binoche und John C. Reilly.
Klavierstunden
Hilfreich beim Spielen war – abgesehen vom Klavierunterricht – Petzolds Methode des chronologischen Drehens: „Das erleichtert die Entwicklung, die eine Figur erlebt.“
Für sie war klar, dass sich Laura auf eine emotionale Reise begibt, aber viele Fragen offen bleiben: „Petzold versucht nicht, einem die Figur zu erklären. Das ist eine Art des Erzählens, die mir sehr gut gefällt: Dass man nicht mit Erklärungen überhäuft wird, sondern selbst schauen kann, was passiert.“
Wenn Paula Beer nicht gerade als Schauspielerin arbeitet – als Nächstes ist sie in der Max-Frisch-Verfilmung „Stiller“ zu sehen – studiert sie an der Universität der Künste in Berlin. Ihr Schwerpunkt ist Malerei und Zeichnung, aber „mich interessiert ganz viel, und ich schaue auch in andere Bereiche hinein“.
Bereits mit 14 Jahren habe sie mit dem Schauspiel angefangen, „und ich mag das Spielen wahnsinnig gern“, sagt Paula Beer. „Aber als Schauspielerin ist man in der ausführenden Position, und ich habe eine Seite in mir, die mit dieser Position nicht so ganz einverstanden ist. Ich arbeite gern in meinem eigenen Rhythmus und mit meinen eigenen Themen. Und das kann ich in der bildenden Kunst auf eine andere Art als bei der Schauspielerei.“
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