Parallel Vienna: Wo die Bank durch ist, ist durch die Bank Kunst

Parallel Vienna: Wo die Bank durch ist,  ist durch die Bank Kunst
Mit der Messe in einem ehemaligen Bankbürohaus startet Wien in eine überaus dichte Woche für die zeitgenössische Szene.

 Neben der Dauerbrenner-Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ hat sich das am aktuellen Kunstbetrieb interessierte Publikum noch mit einer weiteren Differenzierung zu beschäftigen: Ist das, was hier gezeigt wird, etabliert und teuer oder frisch und von noch unbestimmbarer Werthaltigkeit?

Die Messe „Parallel Vienna“ ist jenes Ereignis im Wiener Kunstkalender, das sich zur Schärfung der Sensibilität für beide Fragen eignet. Denn erstens verschwinden in den von der Messe zwischengenutzten Gebäuden – heuer ist es das ehemalige Bank-Austria-Haus in der Lassallestraße 5 – die reinlichen Präsentationsweisen, die Kunst sonst ihre Aura verleihen.

Zweitens reißt die Messe tatsächlich Wände zwischen Generationen und Status-Sphären ein: Eine Bronzeplastik von Alfred Hrdlicka lässt sich da ebenso entdecken wie eine Druckgrafik des US-Großkünstlers Alex Katz oder ein Werk von Arnulf Rainer. Doch Studierende und Jungabsolventen der Kunstunis stellen ebenso aus.

Parallel Vienna: Wo die Bank durch ist,  ist durch die Bank Kunst

Einblick ins Foyer.

Rebellisch sind eh alle

Die Attitüde des Rebellischen, mit der sich die Veranstaltung einst geschmückt haben mag, lässt sich nicht aufrechterhalten: Auch das „Establishment“ in Form von Galerien, den Kulturabteilungen der Bundesländer Salzburg, Tirol und Oberösterreich oder der Verwertungsgesellschaft „Bildrecht“, die heuer erstmals einen Kunstpreis sponsert, sucht Sichtbarkeit. Und die „Parallel“ kann diese bei einem jüngeren Publikum herstellen, nicht zuletzt dank einer hippen Party-Schiene.

Wer sich dann in den Gängen des Gebäudes verliert, braucht Ausdauer: Es gibt eine kuratierte Gruppenausstellung, ein „Einkaufszentrum“ mit Online-Ableger und einen Performance-Parcours im Erdgeschoß. Im zweiten Stock wurden Kunstschaffende zu Solo-Präsentationen geladen, während der 3. Stock eher Galerien vorbehalten ist.

Was auf allen drei Ebenen vorkommt – und was als Alleinstellungsmerkmal der Messe gelten darf – sind die Rauminstallationen, mit denen einzelne Kunstschaffende die engen Bürozellen tatsächlich neu erfinden.

Von den „Etablierten“ sieht man ein düsteres, verstörendes Kabinett, das Franz Graf im Erdgeschoß realisierte, oder eine mit duftenden Hanfstauden vollgehängte Installation von Elisabeth von Samsonow, in der es auch – ganz ohne Wiener-Wiesn-Bezug – um das Brezel als skulpturale Form geht.

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Künstlerraum von Franz Graf.

Künstlerräume

Dazu entdeckt man etwa Céline Struger mit wundersamen, prekären Bassins voller Öl, Wasser und Tusche. Oder Laura Wagner, die das Licht, das durch Zäune fällt, in Beton abzugießen versucht. Oder die mehrfach preisgekrönte Kerstin von Gabain, die einen Seziertisch für ein gerissenes Gummiband gebaut hat. Toll auch der Raum von Liddy Scheffknecht, die mit Wandzeichnungen, einem Video und Fotografien ein virtuoses Spiel mit imaginären Räumen, Schatten und Zeitebenen treibt. Erwachsene und Kinder dürfen schließlich in einem von Josef Trattner und Esther Vörösmarty mit Schaumstoff gefüllten Raum umhertollen.

Parallel Vienna: Wo die Bank durch ist,  ist durch die Bank Kunst

Zu entdecken ist freilich noch viel mehr: Überforderung ist bei der „Parallel“ Programm. Heute, Dienstag, wird eröffnet, die Messe läuft bis 29. 9. – dann parallel zur „Viennacontemporary“ (26.– 29. 9.) und dem Galerienfest „Curated By“ (bis 6. 10.)

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