Otto Preminger: Via Josefstadt nach Hollywood

"Zwei Dinge sind hier großartig: die einzigartige Schönheit dieses Landes und die unvorstellbare Organisation der Filmfabrikation. Es ist ein unvorstellbar lautloses Ineinandergreifen von tausenden kleinen Rädern, eine technische Vollendung bis ins kleinste Detail, dabei alles ohne Geschrei, ohne Pathos ", schrieb Otto Preminger in einem Brief an seinen Freund Ferdinand Bruckner – Poststempel: 23. April 1936.

Virtuosität
Preminger wird oft als "Meister der Objektivität" bezeichnet – auch mit dem Hintergrund, dass er ausgebildeter Jurist war. "Er urteilte nicht über seine Figuren, die bewusst sehr ambivalent gezeichnet sind – Schwarzweißmalerei gibt es bei Preminger nicht", betont Christoph Huber, der die Retrospektive mitgestaltet hat, im KURIER-Gespräch. Preminger überlasse es dem Zuseher, sich ein Urteil zu bilden.
Noch bis 3. März kann man sich bei "Partly Preminger" im Österreichischen Filmmuseum mit dem Œuvre Premingers intensiv auseinandersetzen. Eine gute Gelegenheit, um seine Werke im Originalformat auf Leinwand zu sehen – seine Klassiker (von "Laura" über "River Of No Return" mit Marilyn Monroe bis "Exodus") haben Filmgeschichte geschrieben. "Aber auch weniger berühmte Arbeiten bestechen mit einer unaufdringlichen Virtuosität der Kameraarbeit und der Schauspielerführung", betont Christoph Huber.
Unter der Rubrik "Partnerfilme" werden Premingers Filme anderen Werken gegenüber gestellt. Diese Gegenüberstellung unterstreicht seinen Einfluss auf andere Regisseure: "Jean-Luc Godards ,À bout de souffle‘ greift etwa die Jean-Seberg-Figur aus Preminger ,Bonjour Tristesse‘ auf", analysiert Huber. Abgesehen von seinem Einfluss als Autor hat Preminger Stile wie Film Noir mitgeprägt: "Laura" sei mit seiner Obsessionsgeschichte ein Vorläufer von Hitchcocks "Vertigo". Oder "Munich" von Steven Spielberg eine Antwort auf Premingers "Exodus". "Und wer einen Gerichtsfilm macht, kommt an den Genre-Klassiker ,Anatomy of a Murder‘ nicht vorbei", sagt Huber.
Info: "Partly Preminger" – Filme von Otto Preminger und anderen. Noch bis 3. März im Filmmuseum (Augustinerstraße 1). Details zum Programm finden Sie unter www.filmmuseum.at
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