Oscar-Gewinnerin Ruth Prawer Jhabvala gestorben

Die mit zwei Oscars geehrte Schriftstellerin und Drehbuchautorin Ruth Prawer Jhabvala ist tot. Sie starb am Mittwoch im Alter von 85 Jahren.

Sie lebte in Köln, London, Delhi und New York. Sie schrieb über Außenseiter und Ausländer in verschiedenen Kulturen. Die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Regisseur James Ivory und dem indischen Produzenten Ismail Merchant machte sie weltberühmt und brachte ihr zwei Oscars. Mit 85 Jahren ist die Schriftstellerin und Drehbuchautorin Ruth Prawer Jhabvala in ihrer letzten Heimat Manhattan gestorben. Sie erlag am Mittwoch einer langen Krankheit, berichtete die "Los Angeles Times" unter Berufung auf Jhabvalas Tochter Firoza.

Die Künstlerin wurde 1927 in Köln geboren. Als Tochter eines jüdischen Anwalts aus Polen und einer Mutter aus bürgerlich-jüdischer Familie floh sie 1939 als junges Mädchen mit Eltern und Geschwistern nach England. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr sie, dass die gesamte Familie ihres Vaters in den Konzentrationslagern umgekommen war. Ihr Vater beging 1948 Suizid. Drei Jahre später, nach dem Literaturstudium in London, heiratete sie den indischen Architekten Cyrus Jhabvala und zog mit ihm nach Delhi.

Drei Personen posieren mit BAFTA-Preisen vor einem Hintergrund der British Academy Film Awards.
(L-R) James Ivory, Ruth Prawer Jhabvala and Ismail Merchant, who together form Merchant Ivory Productions, receive a British Academy film fellowship at a ceremony in central London, in this February 24, 2002 file photo. Award-winning novelist and screenwriter Ruth Prawer Jhabvala, author of "Heat and Dust" and many other books set in India, died on Wednesday at the age of 85, her Los Angeles agent said. REUTERS/Michael Crabtree/Files (BRITAIN - Tags: ENTERTAINMENT OBITUARY)
Während ihrer rund 25 Jahre in Indien zog sie drei Töchter groß und schrieb dort ihre wichtigsten Romane und Erzählungen, häufig über den Konflikt von Tradition und Anpassung. "Heat and Dust" ("Hitze und Staub"), über zwei Engländerinnen in der ihnen fremden indischen Gesellschaft, erhielt 1975 den Booker Prize, den begehrtesten Literaturpreis Großbritanniens. James Ivory brachte das Sozialdrama nach Jhabvalas Drehbuch mit Julie Christie, Greta Scacchi und Shashi Kapoor in den 80er-Jahren auf die Leinwand.

Bereits Anfang der 1960er-Jahre hatten sich Ivory, Merchant und Jhabvala in Indien zusammengetan. Nach dem Umzug der Autorin nach New York um 1975 schrieb sie fast alle Drehbücher, meist nach literarischen Vorlagen, für die Gesellschaftsdramen und Kostümfilme des Teams. Den internationalen Durchbruch schafften sie 1979 mit der eleganten Verfilmung des Henry-James-Romans "Die Europäer".

Die Darstellungen der englischen Gesellschaft in "Zimmer mit Aussicht" Mitte der 80er-Jahre und "Wiedersehen in Howards End" von Beginn der 90er nach den Romanen von E. M. Forster brachten insgesamt sechs Oscars ein, beide Male ging dabei die Drehbuch-Trophäe an Jhabvala. Das Sittengemälde "Was vom Tage übrig blieb" mit Anthony Hopkins und Emma Thompson als Hausangestellte bescherte ihr eine weitere Oscar-Nominierung.

In Frankreich siedelte das Trio seine Filme "Jefferson in Paris", "Mein Mann Picasso" und die moderne Romanze "Eine Affäre in Paris" (2003/4) an. Nach Merchants Tod im Jahre 2005 taten sich Ivory und Jhabvala noch einmal für "The City of Your Final Destination", einem Drama über jüdische Emigranten in Südamerika zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, zusammen. Die Schriftstellerin arbeitete bis ins hohe Alter. Ihre letzte Kurzgeschichte für das US-Magazin "The New Yorker" wurde im März gedruckt. Darin kehrte Jhabvala literarisch nach Delhi zurück, in das Leben einer Ehefrau, die mit der langjährigen Geliebten ihres Mannes konfrontiert wird.

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