ORF-Stadtkomödie: Strada del Sole im grindigen Wiener Beisl
Den Deutschen muss man viel erklären, vor allem den Wiener Schmäh. Dafür ist der Ulrich-Seidl-Darsteller Michael Thomas die ideale Ansprechperson. Wenn er loslegt („Wos is’, du Klo?“), versteht der neue Angestellte aus Frankfurt an der Oder kein Wort mehr. Aber eines hat er doch kapiert: Der Chef dreht krumme Dinge.
Eigentlich ist Regisseur Marvin Kren auf Horror und Thriller spezialisiert. Für die ORF-Stadtkomödie „Der weiße Kobold“, die auf der Diagonale eine euphorische Premiere feierte, bringt er jetzt erstmals einen Thriller zum Lachen. In flottem Tempo verknüpft er actionreiche Erzählstränge zwischen einem Puff in Znaim und der Wiener Kunstszene.
Die temperamentvolle Emma (mit viel Frische von Maya Unger gespielt) will die Gemälde ihres abgedrehten, sehr Drogen affinen Bruders (er hält kleine Kinder für weiße Kobolde) an reiche Kunstsammler verkaufen. Leider geht dazwischen ein Kilo Koks verloren und ruft üble Burschen auf den Plan. Zufällig trifft Emma auf den braven Angestellten aus Frankfurt an der Oder, der sich Freddy nennt und den Frederick Lau mit der grimmigen Entschlossenheit eines Deutschen spielt, der endlich die Ösis kapieren möchte. Gemeinsam jagen sie durch bizarre Schauplätze der Wiener Kunst- und Unterwelt.
Genüsslich schabt Marvin Kren den Grind von den Wänden der Beisl, in denen „Strada del Sole“ im Hintergrund läuft und die Gäste Wodka trinken wie Wasser. Im Spannungsfeld zwischen deutscher Geradlinigkeit und Wiener Schlitzohrentum schlägt skurriler Humor seine Funken.
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