Wo die Inszenierung im Zentrum steht

Eine neue Folge aus der Reihe "Was in Opernhäusern in anderen Ländern passiert". Mit dem Untertitel: "Und was man daraus lernen kann". Diesmal: Frankreich.
In Paris, an der Opéra Bastille, sind gerade Teile von Wagners „Ring“ zu erleben. Philippe Jordan dirigierte zuletzt „Rheingold“, in der revuehaften Inszenierung von Günter Krämer, und wurde gefeiert. Am Sonntag geht es mit „Walküre“ weiter, in der Martina Serafin die Sieglinde singt. Im Juni gibt es dann den „Ring“ als Zyklus.
Zwei Zug-Stunden entfernt, an der Opéra National du Rhin in Straßburg, hatte soeben „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáček Premiere: In der Regie von Robert Carsen, dem gefeierten Meisterregisseur aus Kanada, der zuletzt nicht nur mit Brittens „Turn of the Screw“ im Theater an der Wien für Furore gesorgt hatte. Carsen, der in Paris auch erstmals als künstlerisch Verantwortlicher einer großen Ausstellung über Mode und impressionistische Kunst tätig war, inszeniert in Straßburg einen ganzen Janáček-Zyklus. „Das schlaue Füchslein“ war bereits seine vierte Premiere, die kommende Saison wird er mit dem „Totenhaus“ eröffnen.
Carsens Regie ist humorvoll und einfallsreich, märchenhaft und auf dem Einheitsbühnenbild – eine von Herbstlaub übersäte Landschaft – dennoch interpretatorisch faszinierend. Die Füchse sind bei ihm coole, unangepasste Typen, die mit der menschlichen Spießigkeit konfrontiert werden.
Rameau in Wien
Es ist beeindruckend, wie er mit den Sängern arbeitet, ein Hühnerballett und ein Tanz der Füchse sind choreografisch fein gearbeitet. Das extrem junge Publikum liebte es. Carsens nächste Wiener Arbeit wird übrigens ein Rameau-Werk an der Wien sein.
Die Stimmen in Straßburg sind dem kleinen, eleganten Theater angemessen: Hannah Esther Minutillo mit süßem Sopran, Scott Hendricks mit markantem Bariton. Das farblose Orchestre symphonique de Mulhouse unter Friedemann Layer ist dem Werk nicht im Geringsten gewachsen. Auch eine Erkenntnis, dass Janáček nur von Toporchestern gespielt werden sollte.
Der Vergleich ist natürlich auch interessant, weil an der Wiener Staatsoper ebenso ein Janáček-Zyklus im Laufen ist. Als nächstes kommt auch „Das schlaue Füchslein“. Dem Vernehmen nach inszeniert Otto Schenk.
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