Hier erklang zu seinem 200. Todestag „Die verdrehte Welt“, diese vergessene Geschlechtssatire, die jedoch als zwei Europäer die Insel betreten, ins Wanken gerät. Aber mit Happyend, denn am Ende dürfen die Liebespaare tatsächlich wählen, in welcher Welt sie glücklich werden wollen. All dies zeigt Regisseurin Alexandra Liedtke mit einigem aber nicht allzu viel Klamauk dafür mit viel Ironie und Witz auf einer schlichten, weißen Guckkastenbühne auf der Drehbühne (Philip Rubner). Sie würzt den Plot mit viele Ideen, etwa werden immer wieder Gemälde wie Da Vincis „Mona Lisa“ oder Botticellis „Geburt der Venus“, wo in der Muschel ein halbnackter Mann sitzt, verfremdet nachgestellt. Witzige Sprechblasen mit originellen Sprüchen („Wann ist ein Mann ein Mann“) werden hereingeschwenkt. Sie lässt auch einen mit Pfeil bewaffneten Amor durch die Lüfte schweben.
Zum Finale sind plötzlich alle Männer schwanger und man sieht das berühmte Sternenzelt, das Karl Friedrich Schinkel für die „Zauberflöte“ schuf.
Überzeichnet sind die Kostüme mit parodistischen Anleihen von „Barbie und Ken“ von Johanna Lakner. Insgesamt ist das Tempo sehr hoch. Das hat aber auch mit Salieris origineller Partitur zu tun, denn er komponierte viel Rasantes, Kraftvolles, teils mit heroischen Tönen - meist werden die Arien der Frauen von Blechbläsern begleitet - aber auch weite Klangbilder. Parallelen zu Mozart vor allem in den langen Aktschlüssen sind zu vernehmen aber noch mehr Rossini. Carlo Benedetto Cimento,- Erster Kapellmeister am Haus - hat die Oper selbst in Salieris Geburtsstadt Legnago wiederentdeckt und für Salzburg eine eigene Fassung von Bernardo Ticci erarbeiten lassen. zündet beim Mozarteumorchester Salzburg ein Feuerwerk an Spritzigkeit, Verve und Farben. Es wird immer sehr musikantisch und federnd gespielt.
Das Ensemble ist stets sehr gefordert: Allen voran brilliert Nicole Lubinger als europäische Marchesa in einer Bravour-Arie mit saubersten, halsbrecherischen Koloraturen aber auch höchsten Tönen in einem Zwiegespräch mit der exzellenten Solooboistin. Bezeichnenderweise hat Salieri die Generalin männlich besetzt, sie wird von Daniele Macciantelli mit großer Autorität und Kraft gestaltet. Der mehrmals herumstöckelnde George Humphreys singt den europäischen Conte mit virilem Bariton. Hazel McBain als Colonella gerät hin und wieder an ihre Grenzen. Katie Coventry als strenge Adjutantin singt mit schönem Sopran. Luke Sinclair hört man als unterjochten Amaranto schmachtend ebenso gut wie Alexander Hüttner als Girasole. Makellos: Auch alle anderen und der Hauschor. Viele Lacher und Riesenapplaus!
Kurier-Wertung: Vier Sterne
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