Cecilia Bartoli im "Hotel Metamorphosis“: Erfolgreiche Uraufführung in Salzburg

Eine Gruppe von als griechische Gottheiten verkleideten Menschen posiert auf einer Bühne.
Vivaldi-Pasticcio bei den Salzburger Pfingstfestspielen umjubelt.

Der eine, Pygmalion, begehrt seine lebendig werdende Statue. Die andere, Myrrha, verführt ihren Vater und wird in einen Baum verwandelt. Narcissus begehrt sein Spiegelbild. Die Göttin Minerva verwandelt ihre konkurrierende, vollendet webende Künstlerin Arachne in eine Spinne. Und Orpheus und Eurydice, mit denen einst die Operngeschichte überhaupt begann, bilden die Klammer von allem.

Alle diese Episoden stammen aus den etwa 2000 Jahre alten „Metamorphosen“ von Ovid, seit damals eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für unzählige Künstler. Aus Ovids Kosmos von etwa 250 Geschichten hat nun Regisseur Barrie Kosky mit seinem Team diese fünf ausgewählt. Dazu wurden aus etwa 500 Musikstücken von Antonio Vivaldi klug ausgewählte Arien, Ensembles und Orchesterwerke, auch aus den „Vier Jahreszeiten“, dazu gestellt und daraus für die Salzburger Pfingstfestspiele das Pasticcio „Hotel Metamorphosis“ mit Cecilia Bartoli kreiert.

Eine Frau mit Turban sitzt an einem Tisch voller Kabel und arbeitet am Laptop. Im Hintergrund ist ein Gesicht projiziert.

Sommerübernahme

Bei den Salzburger Pfingstfestspielen im Haus für Mozart jetzt erfolgreich uraufgeführt, wird die Produktion auch im Festspielsommer gezeigt werden.

Der Titel ist auch Schauplatz: In einem eleganten, modernen Hotelzimmer (Bühne: Michael Levine) mit vielen Details und antiken Bildern ausgestattet, die die jeweiligen Geschichten illustrieren sollen, wird der träumende, omnipräsente Orpheus ins Zentrum gerückt. Er wird von der Schauspielerin Angela Winkler verkörpert, die anfänglich nicht immer ganz verständlich Ovid und Rilke zitiert und durch die Handlung führt.

Orpheus Träume werden auch teils mit aufwendigen Videos gewürzt. Letztlich wird er von schreienden Bacchantinnen in den Hades gezerrt, dessen Weg auch für andere Figuren über das Bett führt, und geköpft. Zum Finale kippt alles ins Tragische, das Zimmer hebt sich und gibt eine schwarze Unterwelt mit Totenvögeln preis.

Die Episoden werden von Kosky ideenreich, hintergründig, teils auch witzig erzählt. Mitreißend, teils furios: die Tänzerinnen und Tänzer (Choreografie: Otto Pichler). Trotzdem wird der Abend mit vier Stunden (inklusive einer Pause) szenisch etwas zu lang.

Werke wie „La fida ninfa“, „Juditha triumphans“ oder „La Griselda“ schaffen es auch heute kaum auf Spielpläne, verfügen aber über ariose Schätze. Diese werden musikalisch erstklassig umgesetzt: Die künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele Cecilia Bartoli lässt ihre perfekten Koloraturen wieder nur so sprudeln und vermag speziell als Eurydice ungemein innige Momente zu erzeugen. Als Arachne liefert sie sich ein furioses Duell mit der flexiblen, ausdrucksstark singenden Nadezhda Karyazina als Göttin Minerva, die auch als Nutrice und Juno zu erleben ist.

Ein Mann liegt auf einem Bett und schreckt auf, während abstrakte Bilder projiziert werden.

Ungemein wandlungsfähig vermag Lea Desandre als laszive, feine Myrrha aber auch als sprudelndes, kicherndes Echo zu faszinieren. Philippe Jaroussky (Pygmalion/Narcissus) begeistert wiederum mit feingliedrigen saubersten Countertönen. Das Vokalensemble Il Canto di Orfeo singt homogen. Les Musiciens du Prince — Monaco unter Gianluca Capuano musiziert stilsicher, lustvoll mit großer Vitalität, reichen Farben und Nuancen, von feinsten Streicherklängen bis zu stampfender Furienmusik und exzellenten solistischen Einlagen.

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