"Onkel Wanja": Wenn nichts bleibt außer dem Traum vom perfekten Tag

Statt Bäume nur gepresste Späne: Deprimierende Stimmung auf dem russischen Landgut, für Trost sorgt die Musik aus dem Radio
Tomi Janežič begeistert bei den Wiener Festwochen mit „Dėdė Vania“ als Familienaufstellung.

Es gibt sie noch, die guten Inszenierungen. Man muss sie eben in Litauen einkaufen, und sie tragen im Programmbuch der Wiener Festwochen sonderbare Titel wie „Dėdė Vania“ samt dem Hinweis, dass die Aufführung im Theater Akzent vier Stunden und 40 Minuten dauern werde. Das ist das pure Gift.

Auch die Warnung, dass Tomi Janežič, der aus Slowenien stammende Regisseur, für „intellektuell herausfordernde Inszenierungen“ bekannt sei, dürfte marketingmäßig ein Schuss ins Knie gewesen sein. Man hätte den Abend ganz anders anpreisen können: Onkel Wanja! Nicht zertrümmert! Unglaublich humorvoll, total berührend umgesetzt! Ganz großes Kino! Aber leider: Weil man jenes Publikum vergrault hat, das die Festwochen für genau solche Produktionen liebt, fand das Gastspiel des Kleinen Theaters von Vilnius vor einem halb leeren Saal statt. Es endete zudem gut vor der Zeit – und mit Standing Ovations.

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