Oligarch gegen Auktionshaus: Prozess wirft Licht auf geheime Kunst-Deals

Zwei Personen betrachten Gustav Klimts Gemälde „Wasserschlangen II“ in einem Museum.
Dmitri Rybolowlew fühlte sich von seinem Kunstberater abgezockt. Das Auktionshaus Sotheby's wird beschuldigt, mitgespielt zu haben

Der Fall betrifft die teuersten Kunst-Deals des vergangenen Jahrzehnts: das Leonardo da Vinci zugeschriebene Werk "Salvator Mundi", das als teuerstes Bild aller Zeiten in die Geschichte einging, aber auch Gustav Klimts "Wasserschlangen II", das lange in Wien hing. Der Kauf des Werks durch den russischen Milliardär Dimitri Rybolowlew brachte Millionen, die u. a. die Einrichtung der "Klimt Foundation" ermöglichten. Doch wie erst später klar wurde, zahlte der Russe deutlich mehr, als die Verkäufer erhielten - sein Mittelsmann Yves Bouvier hatte von ihm stark überhöhte Preise verlangt und den Differenzbetrag selbst eingesteckt. 

Ein Prozess, der am Montag in New York beginnt, ist eigentlich nur ein Nebenschauplatz einer Geschichte, die die Kunstwelt schon über viele Jahre beschäftigt hält. Doch während der letzte direkte Disput zwischen Rybolowlew und Bouvier vergangenen Dezember in einem außergerichtlichen Vergleich endete, kommt es nun in Manhattan zu einem öffentlichen Verfahren vor Geschworenen, das einiges Licht auf die geheimnisvollen Praktiken in den teuersten Segmenten des Kunstmarkts werfen sollte. Der Prozess könnte mittelfristig zu einem transparenteren Kunstmarkt beitragen, sagten Experten, die die New York Times zu dem Fall befragte. 

Ein Mann mit Brille und dunkler Jacke mit dem Logo des AS Monaco FC.

Konkret stehen sich in dem Verfahren das Auktionshaus Sotheby's und eine Gesellschaft, die Rybolowlew mit dem Aufbau seiner Kunstsammlung beauftragt hatte, gegenüber. Denn wenngleich der Oligarch die meisten Kunstwerke, für die er zwischen 2002 und 2014 insgesamt rund zwei Milliarden Dollar ausgegeben haben soll nicht ersteigerte, so agierte Sotheby's als Vermittlungsagentur. Der Vorwurf lautet nun, dass die Experten des Hauses davon gewusst hatten, dass der Kunstagent Bouvier seinem Klienten überzogene Preise abverlangte. In manchen Fällen sollen Experten des Unternehmens Schätzgutachten nachträglich an Bouviers Vorstellungen angepasst haben - das Auktionshaus bestreitet das. 

Überteuert

 So soll Bouvier Klimts "Wasserschlangen II" 2012 um 126 Millionen US-Dollar gekauft haben, Rybolowlew bezahlte aber 183 Millionen dafür. Der Schweizer Bouvier, der als Betreiber von Zollfreilagern besondere Kenntnis der eingelagerten Schätze von Superreichen besaß, soll ihm mehrfach von "zähen Verhandlungen" mit Verkäufern berichtet haben, die in der Realität aber nie stattgefunden hätten. In einem Fall soll ein Sotheby's-Experte eine Skulptur von Amedeo Modigliani zunächst auf 70 Millionen Euro geschätzt, diese Taxierung aber dann binnen 12 Stunden auf 100 Millionen revidiert haben.

Einen langfristigen finanziellen Schaden erlitt Rybolowlew nicht - allein der Weiterverkauf des "Salvator Mundi" um 450 Millionen US-$ machte die rund 45 Millionen, um die Bouvier dem Russen 2013 bauf den tatsächlichen Einkaufspreis des Gemäldes aufgeschlagen haben soll, mehr als wett. Auch Klimts "Wasserschlangen" wurde um kolportierte 170 Millionen US-Dollar nach Hongkong weiterverkauft. 2023 gastierte es als Leihgabe der dort ansässigen Firma "Home Art" im Wiener Belvedere.

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