Österreich auf der Buchmesse – eine geschlossene Gesellschaft

Gesichert mit Absperrband: Das Kaffeehaus des Republiksstands auf der Leipziger Buchmesse
Die Eröffnung der Buchmesse im Gewandhaus zu Leipzig endete am Mittwochabend bei Speis und Trank in den weitläufigen Foyers. Man gab sich alle Mühe, dem Gastland Österreich die Ehre zu erweisen. Gut, die nackerten Marillenknödel (ohne Brösel) waren eher eigen, der Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster hingegen mundete exzellent. Die österreichischen Literaten probierten allerdings nicht davon: Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Andrea Mayer – die von den Grünen nominierte Kulturstaatssekretärin war mit dem Flieger angereist – hatten ihre Entourage und die Autoren (es sollen etwa 80 Personen gewesen sein) mit Steuergeld zum Abendessen ins Restaurant Lutter & Wegner eingeladen. Man musste sich also nicht unters lästige, um Autogramme bettelnde Lesevolk mischen, man blieb unter sich – und brüskierte Oliver Zille, den bemühten Direktor der Buchmesse, samt den weit über 1.000 Literaturinteressierten im Gewandhaus.

Zu essen und zu trinken hätte es beim Empfang zur Eröffnung der Buchmesse im Gewandhaus zu Leipzig genug gegeben. Der Bundespräsident und die Kulturstaatssekretärin gingen aber lieber ins Restaurant.
Das von Gerhard Rühm kritisierte „mia san mia“ und „mia bleibm mia – owa wia“, auf das Gastland-Kuratorin Katja Gasser beherzt, aber in Don-Quichotte-Manier mit der Behauptung „mea ois wia mia“ ankämpfte, wurde tags darauf noch einmal und in nicht überbietbarer Weise unter Beweis gestellt: bei der Eröffnung des Österreich-Standes. Attwenger sangen auf der Bühne über die „Klankariadn“, die das Eigene feiern und das Andere negieren, und Doron Rabinovici, für Robert Menasse eingesprungen (ihm soll der Anlass im Endeffekt zu mickrig gewesen sein), meinte gegen Ende seiner Rede, dass, wer nur „unter sich“ sein möchte, letztlich bloß unter seinem Niveau bleibe.
Die Staatssekretärin, den Bundespräsidenten und deren Entourage ließ das eher kalt. Schon vor Beginn des Events war das zum Stand gehörige, zum Gang hin offene Kaffeehaus mit einem gelb-schwarzen Band abgesperrt. „Geschlossene Gesellschaft“ erhielt das aufbegehrende Lesevolk zur Antwort. Und dann durfte es offenen Mundes zuschauen, wie die Autorinnen und Autoren, die Verleger und Branchenvertreter zusammen mit den Mächtigen unter sich waren.

Man will ja unter sich sein: Alexander Van der Bellen mit Frau, Gerald Matt mit Andrea Mayer und und und
Ein bissl unangenehm dürfte es diesen dann doch gewesen, quasi in der Auslage zu sitzen und beim Schmausen und Trinken beobachtet zu werden. Zum Glück hatten die Architekten des Standes, Dörte Kuhlmann und Heimo Schimek, umlaufend Gaze-Vorhänge angebracht, die man also zum Teil zuzog. Und doch schimmerten die Köpfe von Gerald Matt (mit Mayer ins Gespräch vertieft), Christian Kircher, Meinhard Rauchensteiner und so weiter durch. Doron Rabinovici war auch darunter. Ganz ehrlich: Man musste sich genieren.
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