„O jauchzet, frohlocket!“: „Weihnachtsoratorium“ im Konzerthaus

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Tolle Besetzung und orchestrale Brillanz: Fabio Biondi und die Wiener Symphoniker begeistern.

Man kann immer wieder darüber staunen, was ein Dirigent, der sich auf ein Repertoire spezialisiert hat, aus einem Orchester herausholt, wie Fabio Biondi bei den Wiener Symphonikern. Der gebürtige Italiener ist einer der spannendsten Vertreter, was historisch informierte Aufführungspraxis anlangt. 1990 gründete er seine Formation Europa Galante. 

Die traditionelle Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ der Wiener Symphoniker im Konzerthaus geriet in diesem Jahr zu etwas ganz Besonderem. Das Orchester bestach in kleiner Besetzung mit einem erfrischenden Klang. Mit Drive führte Biondi durch die Teile eins, zwei und sechs. Jedes Motiv arbeitete er furios heraus. Herausragend intonierten die Oboe und die strahlende Trompete. Die Passagen, die die Freude über die Geburt Jesu darstellen, ließ er in funkelnden Farben leuchten. 

Getragen interpretierte er den Choral „Wie soll ich dich empfangen“, den Bach nach dem „O Haupt voll Blut und Wunden“ aus seiner „Matthäus Passion“ gesetzt hat. Da wurde in aller Deutlichkeit klar, was dem Jesu Kind bevorsteht. So verstörend stark hört man das selten, um nur einige Beispiele für Biondis herausragende Interpretation zu nennen. 

Gesungen wurde ausgezeichnet. Die Wiener Singakademie (Einstudierung: Heinz Ferlesch) intonierte wortdeutlich und fein nuanciert. Ausgewogen, harmonisch demonstrierte dieser Chor in allen Stimmlagen, wie gut er auch im Piano klingen kann. Wie oft kann man bei einem Oratorium das Textbuch schließen und trotzdem jedes Wort verstehen? Diese Solisten machten es möglich.  Allen voran Robin Tritschler als Evangelist, eine echte Luxusbesetzung. Mit seiner gestochen klaren Interpretation und seinem hellen Timbre zog der gebürtige Ire ganz in den Bann seines Vortrags. Betörend Sopranistin Miriam Kutrowatz, Marianne Beate Kielland bestach mit Innigkeit und den warmen Farben ihres Mezzosoprans. Bassbariton Matthias Winckhler ergänzte sehr gut. Ovationen für alle Beteiligten.

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