Sein Heli Wondratschek, so hieß Ofczareks Figur schließlich, ist eine fast archetypisch-komische Figur geworden. Mit Trauer um den von einer Grabstatue erschlagenen Friedhofsleiter hält er sich nicht lange auf. Rasch spitzt der kleinkarierte Vize auf dessen Posten. Doch dann kommt eine Externe zum Zug: Die etwas tollpatschige Ursula Fink (Julia Jentsch), bisher für Kinderspielplätze zuständig, wird ihm vom Stadtamt vor die Nase gesetzt, was für Wondratschek einen Affront darstellt.
Und wie ist das für Fink?
„Selbst wenn Ursula das Gefühl hätte, der könnte das auch alleine machen, braucht sie doch unbedingt diesen Job“, sagt Jentsch. „Sie muss einfach dafür sorgen, dass sie dort ihren Platz bekommt. Das ist eine Art Überlebensinstinkt.“
Ofczarek über die Qualitäten der beiden: „Wir haben eine Frau, die sozial verbindend ist und einen Mann, der sozial sehr inkompatibel ist.“ Letzteres komme oft vor in Chefpositionen, „was mich auch wahnsinnig macht“, sagt Ofczarek. „Du musst in einer verantwortungsvollen Position auch unangenehme Entscheidungen treffen, das ist schwierig, aber als Konfliktpotenzial in einer Serie natürlich wunderbar.“
Jentsch findet es „sogar ein bisschen rührend, wie sie sich dann doch trotz ihrer Unfähigkeit bemühen, diese fehlenden Kompetenzen zu erlernen. Ursula wird zwar ein bisschen da hin gehievt, aber sie ist irgendwann auch in der Lage, sogar unangenehme Dinge zu verkünden.“
Rasch fallen die beiden im Gespräch zurück in ihre Serienrollen.
Ofczarek: „Achso. Was genau verkündet sie?“
Jentsch: „Das verrate ich hier natürlich nicht!“ (lacht)
Ofczarek: „Stimmt überhaupt nicht …“
Jentsch: Willst du sagen, ich erfinde hier Dinge? (lacht)
Was Fink in der Serie tatsächlich schwer fällt: Der Belegschaft zu verkünden, dass dem Friedhof Donnersbach das Aus droht, weil er zu wenig rentabel sei.
Urkomisch ist der Moment, als Wondratschek realisiert, dass ihm Fink den Job weggeschnappt hat. Da frieren dem Düpierten die Gesichtszüge ein. Den Kritiker des Spiegel erinnerte das gar an Buster Keaton.
Darauf angesprochen, sagt Ofczarek: „Regisseur Christopher Schier und ich hatten schon die Übereinkunft, dass er in gewissen Momenten, ein „Ice Face“ haben muss: Das heißt, ich kann in dem Gesicht überhaupt keine Reaktion lesen, kann aber dafür als Zusehender etwas draufprojizieren, das hast du auch bei Buster Keaton. Das nicht mehr zur Verfügung stellen von Emotionen ist schon ein Stilmittel, das bewusst gewählt war.“
Und bei Jentsch? „Das Ice Face spielte bei mir jetzt nicht so eine Rolle, obwohl ich es geliebt habe, selbst in das Ice Face hineinzublicken“, sagt sie. „Weil man sich dann eben vorstellen kann, was an Vulkan sich da drunter abspielen könnte oder auch - das Nichts.“
Gespielt wie Drama
„Komödien spielt man immer als Drama“, sagt Ofczarek. „Man lacht über Grenzüberschreitungen, also muss man auch Grenzüberschreitungen spielen. Wir haben das genauso ernsthaft gespielt, wie wir an „Der Pass“ gearbeitet haben. Wahnsinnig lustvoll und komisch ist das Komödie spielen ja nicht. Es mag dann so erscheinen, aber es ist eher Knochenarbeit.“
Eine Arbeit, die Jentsch aber Freude bereitet hat: „Es war wirklich so, dass ich, als sich unser Dreh zur dritten „Pass“-Staffel dem Ende zu neigte, voll des Bedauerns war, dass es jetzt vielleicht vorbei ist mit dem gemeinsamen Spielen. Daher habe ich mich sehr gefreut über diese Möglichkeit der erneuten Zusammenarbeit in einem völlig anderen Setting.“
Auch das Drehen auf einem Friedhof (in Hernals) – inklusive Crashs mit Wondratscheks Golfwagerl – sei eine Abwechslung gewesen: „Ich hab es sehr genossen, in der Atmosphäre dieser parkähnlichen Anlage arbeiten zu können“, sagt Jentsch.
Und Ofczarek? „Wie so oft war es für die Kollegin völlig anders als für mich“, sagt er, mit gespieltem Ernst. „Es ist ein bisschen befremdlich, an so einem Ort zu drehen. Umso überraschender war es, dass die Friedhofsleitung das alles ermöglicht hat. Wir haben immer unterbrochen, wenn eine Beerdigung war, nicht nur, weil dann die Glocken läuten, sondern auch aus Respekt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich in diesem komischen Beruf an alles, auch an diesen Ort als täglichen Arbeitsplatz. Absurd ...“
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