Neustart mit 70: Klaus Albrecht Schröder zurück auf der Bühne

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Der ehemalige Direktor der Albertina will das private Wiener Aktionismus Museum als Geschäftsführer groß machen.

Als wäre kein Dreivierteljahr ins Land gezogen: Ende Dezember 2024 hatte Klaus Albrecht Schröder als Langzeitdirektor der Albertina aufgehört – und am Donnerstag ließ er sich als Geschäftsführer des Wiener Aktionismus Museums (WAM) vorstellen.

Die Menschen links und rechts neben ihm, der Galerist Philipp Konzett als Initiator des Museums und Direktorin Julia Moebus-Puck, waren bloß Staffage: Schröder, der am 15. September 70 wird, bestritt die Pressekonferenz in souveräner Manier. Und es dürfte ihm doch recht geschmeichelt haben, dass sie fast so gut besucht war wie einst jene in der Albertina. Obwohl das private WAM mit der Grafischen Sammlung des Bundes, die Schröder zu einem Universalmuseum der Kunst samt zwei Dependancen (am Karlsplatz und in Klosterneuburg) hochjazzte, eigentlich nicht zu vergleichen ist.

Konzett also gelang mit der Bestellung ein Coup. Und dies zum richtigen Zeitpunkt. Denn kürzlich wurde auf der Freyung das Kunstforum geschlossen, das Schröder vor 40 Jahren unter der Flagge der längst versunkenen Länderbank gegründet hatte. Bei der Pressekonferenz staunte der Galerist selbst, welche Eigendynamik das WAM bereits entwickeln konnte.

Im Jahr 2022 hatte Konzett mit Partnern (Reza Akhavan, Jürgen Boden, Daniel Jelitzka, Dirk Ströer und Christian Winkler) die noch vorhandene „Sammlung Friedrichshof“ gekauft, die einen guten Überblick über den Wiener Aktionismus und deren Vertreter – Hermann Nitsch, Günter Brus, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler – gibt. Die Idee war, das Konvolut (880 Ölbilder, Tausende Arbeiten auf Papier) als Ganzes zu erhalten.

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Schröders Umbaupläne: Verdreifachung der Laufmeter Hängefläche

Mitte März 2024 wurde das WAM in den ehemaligen Räumen der Galerie Mauroner an der Ecke Weihburg- und Schellinggasse eröffnet. Und nun bleibt es gleich einmal bis März 2026 geschlossen. Denn Schröder hat unmittelbar nach seiner Designierung (angeblich erst vor einem Monat) gröbere Umbau- und Erweiterungspläne gewälzt. Er macht also das, was er 1999 in der Albertina unter dem Motto „think big“ machte. Architekt wurde keiner beauftragt: Schröder, der auch sein Domizil im Weinviertel selbst entwarf (und daher Wien nicht verlassen will), weiß ohnedies selbst genau, was er braucht. Darunter einen Rundgang (der vom Erdgeschoß durch den Keller führt) und dreimal so viele Laufmeter Hängefläche.

Brutaler Kleindiktator

Die Ausstellung anlässlich der Wiedereröffnung darf die Direktorin bestreiten (über das Frühwerk von Hermann Nitsch bis in die 70er-Jahre). Aber schon unmittelbar danach wird der Geschäftsführer und Architekt auch als Kurator in Erscheinung treten – mit einer etwas verspäteten Schau zum 100. Geburtstag von Otto Muehl, der bereits am 16. Juni war und geflissentlich negiert wurde. Denn der brutale Kleindiktator war ein „Sexualstraftäter sowie ein Aktionskünstler“ (so die pointierte Reihenfolge von Wikipedia). Schröder konzedierte, dass wir heute „mit Schrecken“ auf die Vorgänge in der Mühl-Kommune zurückschauen würden: „Aus der Utopie der Befreiung wurde eine Strategie der Unterdrückung.“ Aber Otto Muehl habe, verurteilt zu sieben Jahre Haft wegen Unzucht mit einer 14-Jährigen, gebüßt. Also alles paletti.

Aber nicht ganz. Muehl wurde lediglich wegen dieses einen Vergehens belangt. Viele Kommunarden sind noch immer schwer traumatisiert.

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