„Worauf soll ich warten?“, fragt Michaela Englert, die Betreiberin des Admiral, im KURIER-Gespräch: „Ich muss laufend Miete zahlen. Wenn es erlaubt ist, dann spiele ich natürlich. Bis ungefähr Mitte Juni zeige ich die Filme, die ich noch habe, dann kommt ein neues Programm.“
Sie habe auf diese erste Vorführung lange hingefiebert, meint Englert, und sich gefragt: „Wie viele Leute werden sich trauen?“
Stellt sich heraus: viele.
Der Ansturm auf den Kinostart war so groß, dass Englert den halben Nachmittag damit beschäftigt war, Gästen, die reservieren wollten, abzusagen: „Die Leute wollen unbedingt ins Kino.“
Von einer Angst vor Ansteckung ist eine knappe halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn nichts zu bemerken. Im Eingangsbereich, vor der Kasse des Kinos, wurde eine Plexiglaswand errichtet, um den Tröpfchenflug zu vermeiden. Davor windet sich eine lange Schlange mit Gesichtsmaske und Abstandsunterbrechung durchs Foyer.
Es herrscht Premieren-Stimmung. Ein Kamerateam des ORF ist ebenfalls anwesend und hält den Gästen langstielige Mikrofone unter die Nase. Wer will, kann sich an einem Spender mit Desinfektionsmittel bedienen.
„Ich habe das Kino echt vermisst“, gesteht Christa, eine Psychotherapeutin, die zur Stammkundschaft des Admiral Kinos zählt. Als sie in der Zeitung gelesen habe, dass die Kinos wieder aufsperren, war für sie klar: „Aus, ich geh’ sofort ins Kino.“
Zudem sei das Admiral mehr als nur ein Kino, denn: „Es gibt auch guten Wein. Das ist super.“
Tatsächlich verbreitet das Admiral die Atmosphäre eines nachbarschaftlichen Stammbeisls, in dem sich ein fixes Klientel trifft.
Die beiden Herrschaften in der Sitzreihe hinter mir haben ebenfalls alle ihre Termine verschoben, um bei der Wiedereröffnung dabei zu sein: „Ich habe mir sofort gedacht: Ich muss ins Kino“, erzählt eine Dame namens Gerda, der die Vorfreude ins Gesicht geschrieben steht: „Man merkt oft erst, was man hat, wenn man es nicht mehr hat.“
Für sie sei Kino ein sozialer Event: „Das Feeling ist anders als beim Streaming.“
Bevor es mit „Emma“ losgeht, wird noch eine Werbung der Wiener Kinos geschaltet. Wieder brechen die Zuschauer in Applaus aus. Auch das freudige Gelächter während der Filmvorführung macht spürbar: Die Leute wollen wieder gemeinsam lachen.
Für Michaela Englert jedenfalls gestaltet sich der große Andrang auf ihren Kinosaal als erster Probedurchgang. In Zukunft werde sie nur noch 50 Menschen pro Vorstellung zulassen: „Dann kann der nötige Abstand zwischen den einzelnen Gruppen eingehalten werden und niemand muss mehr eine Maske tragen.“
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