Wien kam in den Premierengenuss der „Big 3“, und es ist schön, dass es sich um eine vollständige Oper und nicht um einen bunten Abend wie bei den „Drei Tenören“ handelte. Wobei die Premiere eine Wiederaufnahme der Produktion aus dem Jahr 1984 war, die damals schon aussah, als wäre sie aus 1884. Aber allein die Stattfindung ist ein Triumph(marsch) für das Repertoire der Staatsoper. Solche Preziosen zeigen die herausragende Stellung.
Für alle drei war es das Hausdebüt in der jeweiligen Rolle, für Garanča sogar das Rollendebüt. Beginnen wir daher mit ihr. Ihr Mezzo, der dem Publikum zuletzt schon so beeindruckende Abende in neuen Partien wie Kundry oder Eboli beschert hatte, ist auch ideal für die Amneris in „Aida“, obwohl diese recht tief liegt. Garanča bewältigt die dunklen Passagen aber fabelhaft und singt in der Höhe bestechend, mit viel Kraft, großem Ausdruck und enormer Intensität. Sie ist auf Anhieb eine herausragende ägyptische Prinzessin. Leider muss sie – wie alle anderen – seltsame Kostüme tragen und ist darstellerisch so gut wie nicht geführt.
Anna Netrebko in der Titelpartie agiert auf dem selben Toplevel – und man wüsste nicht, wer diese Rolle besser singen sollte. Bei ihrem Rollendebüt 2017 in Salzburg war ihre Stimme noch jugendlicher, aber auch heute bezaubert sie in allen Registern, weiß wie keine andere stimmlich zu berühren und ist – trotz der Kostüme – eine Erscheinung. Die Nil-Arie singt sie ebenso grandios wie das Finale mit Kaufmann, allerdings sieht man sie da wegen des schlechten Lichtes kaum. Das Publikum unterschied klar zwischen dem sängerischen Niveau und jenem ihrer politischen Äußerungen und jubelte.
Jonas Kaufmann tat sich als Radames am schwersten. Er mühte sich in manchen Passagen sowohl mit der Intonation in der Höhe als auch mit dem Volumen ab, bezauberte dann aber wieder mit atemberaubend schöner Phrasierung und seinem prachtvollen Timbre. Wenn auch nicht alles perfekt war an diesem Abend (innerhalb der Kaufmann-Liga), ist es dennoch eine Geschenk, ihn als Radames zu hören. Seine besseren Rollen finden sich allerdings im Wagner-Fach.
Neben Jonannalina gab es u. a. einen erstklassigen Amonasro (Luca Salsi), einen guten Ramfis (Alexander Vinogradov) und einen soliden König (Ilja Kazakov) zu hören.
Ein Opernabend dieser musikalischen Güte verdiente allerdings auch einen adäquaten Dirigenten – den gab es mit Nicola Luisotti nicht. Trotz des erstklassigen und präzise agierenden Staatsopernorchester blieb manches vernachlässigt in punkto Dramatik und Differenzierung. Einen wirklichen Qualitätsabfall gab es bei der Inszenierung von Nicolas Joel, sofern man noch von einer solchen sprechen kann. Eigentlich sieht man nur eine Bebilderung mit Gold-Kitsch, ägyptischen Versatzstücken und seltsamen Avataren.
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