Die Rückkehr
Denn Intendantin Maria Happel hatte eine Königsidee. Wie wäre es mit Robert Meyer einen der – das kann man so sagen – „Gründungsväter“ nach 15-jähriger Absenz an die Rax zurückzuholen? Als Regisseur und als Schauspieler. Naturgemäß mit einem Stück von Nestroy. Und diese Kalkulation ist künstlerisch voll aufgegangen.
Denn Meyer erfindet das Rad des Theaters nicht neu, er vertraut aber auf Nestroy und die Magie des Spiels, auf all die Irrungen und Wirrungen des Stücks und setzt eine fabelhaft getimte Posse mit viel PS in Gang. Christof Cremer (auch Kostüme) hat ihm dazu im historischen Theatersaal ein wandelbares und geschmackvolles Bühnenbild hingestellt. Optisch wurde die Handlung dezent an den Anfang des 20. Jahrhunderts verlegt. Eine Tuba (Jon Sass) sowie ein Akkordeon (Miloš Todorovski) sorgen bei den Couplets (es gibt ein paar Anspielungen auf die aktuelle Politik in Österreich) für den passenden Ton.
Und sonst? Nestroy pur mit einem tollen Ensemble. So brilliert Meyer selbst als Melchior, gibt einen Mann mit dem Schalk im Nacken, der jedes Chaos ordnen will und dabei doch immer ein neues anrichtet. Köstlich!
Das Ensemble
Als biederer Handlungsdiener Weinberl, der in der großen Stadt endlich „ein verfluchter Kerl“ sein will, spielt sich David Oberkogler nun endgültig in die Top-Liga der Nestroy-Darsteller. Dass dieser arme Mann am Ende die Witwe Frau von Fischer (Maxi Blaha auf Plateauschuhen ganz groß) heiraten muss, ist halt dem Jux geschuldet.
Das junge Liebespaar ist bei Alexandra Schmidt und Kaspar Simonischek gut aufgehoben; als den beiden lästiger Vormund und Gewürzkrämer Zangler sorgt Robert Reinagl für gute Pointen. In der wundervoll überdrehten Madame Knorr von Karin Lischka findet aber letztendlich auch er sein eheliches „Glück“. Ein Ereignis für sich ist Paula Nocker in der (hier) Hosenrolle des Lehrjungen Christopherl – einst eine Paraderolle von Robert Meyer.
Und mit Mercedes Echerer als Fräulein von Blumenblatt ist eine weitere grandiose Schauspielerin zu erleben. Durch Philipp Stix, Katharina Elisabeth Stefan sowie C. C. Weinberger (in Mehrfachrollen) wird das Nestroy-Ensemble komplettiert.
Das mag auf den ersten Blick nicht spektakulär klingen, ist es aber. Denn mit diesem Nestroy knüpfen die Festspiele Reichenau an eine große Tradition an. Auch das darf und soll sein. Jubel für alle Beteiligten!
Kommentare