Nestroyhof Hamakom: Absurde Sehnsucht nach Geborgenheit

Sebastian Pass baut sich ein Nest, das Personal ist völlig angepasst
Die Josefstadt brachte 2022 Tom Stoppards jüngstes Stück heraus: „Leopoldstadt“ erzählt vom Schicksal einer jüdischen Familie in Wien. Und in der Leopoldstadt hatte am Dienstag das allererste Stück des britischen Dramatikers Premiere, der 1937 als Tomáš Straussler in Zlín (damals Tschechoslowakei) geboren wurde: Ingrid Lang, Leiterin des Theaters Nestroyhof Hamakom, inszenierte „Separatfrieden“ aus 1966.
Ein Mann namens John Brown lässt sich in eine Privatklinik einliefern, wiewohl ihm nichts zu fehlen scheint. Aber seine Seele ist krank, wie sich herausstellt: Er ist traumatisiert vom Krieg, die Umwelteinflüsse machen ihm zu schaffen, er sehnt sich nur nach Geborgenheit.
Ingrid Lang dehnte das kurze, erstaunlich zeitgenössische Stück auf 90 packende Minuten aus – und betonte das Absurde wie Kafkaeske. Sebastian Pass erscheint mit einer Reisetasche voll Geld: Sein Patient hat lange gespart, um sich für einen Sommer den Frieden leisten zu können. Und das bis in die Haarspitzen angepasste Personal in Camouflage-Uniformen (darunter Johanna Wolff als Maggie) beobachtet ihn in einem mit Argusaugen.
Mit der Zeit baut sich Brown, zum Korbflechten animiert, ein Nest – es gleicht dem Zimmer (tolle Bühne von Vincent Mesnaritsch). Dann bricht die Mauer ein, die Würmer kommen – und Lang singt „Us and Them“ von Pink Floyd in einer grandiosen Fassung (von Sebastian Seidl und Karl Stirner). Das passt. Denn Stoppard schrieb ein Hörspiel zu deren Album „Dark Side of the Moon“. Und so hat sich Mister Brown wieder zu fügen.
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