Jakob Leanda Wernisch gelingt es, die Geschichte alles andere als platt zu erzählen: Er legt seinen Figuren eine hohe Sprache – mit Anklängen an die Klassik – in den Mund. Es geht um Macht und Ohnmacht, um Gruppendynamik und Egoshooting. Wernisch, 2002 in Wien geboren, brachte sein Debütstück „Bent Boys Boi Band“ als Regiestudent am Mittwoch im Max Reinhardt Seminar zur Uraufführung – in einem kongenial passenden Saal. Denn die barocke Ausgestaltung ist nur gemalt. Wernisch blickt eben hinter die Glitzerfassade der Stars. Und daher kommen auch lebensgroße Pappfiguren aus der Glanzzeit (sie erinnern an die Bravo-„Starschnitte“) zum Einsatz.
Getragen wird die 75-minütige Inszenierung von Simon Schofeld: Sein grüblerischer Jannis, ein Hamlet der Jetztzeit, hat den Tod von Paul, der als Geist (Kaspar Maier) erscheint, nicht verwunden. Dessen Gegenspieler ist ein hypererfolgreicher Adonis, der seine Haut zu Markte trägt: Crispin Hausmann dürfte sich so manches von Michael Jackson abgeschaut haben. Ihm bietet sich verstörend unterwürfig Florian Klingler als schwuler Mickel an. Leonie Pum ergänzt als gefestigter Timon, und Bernadette Leopold hat als Managerin die Hosen an.
Um (abstrahiert) Atmosphäre zu schaffen, werden Schnipsel aus Musikvideos, schrägen Werbespots und Interviews eingespielt. Aber auch live bringt die Gruppe mehrere Songs. Doch so heiter die Musik auch sein will: Aus dem Happy End wird nichts. Ein beeindruckender Abend, dem man den theoretischen Überbau (im Programmheft) zum Glück nicht anmerkt.
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