"Orpheus in der Unterwelt“ am Stadttheater Klagenfurt: Zu viele Gags in der Hölle

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Verblödelte, textlich langatmige Revue von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ am Stadttheater Klagenfurt.

"Kein Mann ist von Geburt an ein Chauvinist, sondern von seiner Mutter dazu gemacht“: Mit solchen und ähnlichen Sprüchen ist die neue Textfassung von Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ am Stadttheater Klagenfurt gespickt.

Peter Lund hat sie verfasst und nimmt damit Bezug auf aktuelle Themen eben wie Geschlechterbilder, Gendern, Generationsprobleme und die aktuelle Politik etwa mit „Wir schlafen das aus!“

Durchaus legitim, denn auch Offenbach und seine Librettisten karikierten seinerzeit immer aktuelle Vorgänge der damaligen Zeit. Nur sind Lunds Texte viel zu langatmig, nur teilweise witzig, drängen die Musik weit in den Hintergrund und machen das Stück zumindest im ersten Teil fast zu einem Schauspiel.

Lund ist auch sein eigener Regisseur und lässt in rasanten Tempi spielen, reich garniert mit Humor und Gags: So ruhen etwa die Götter im Olymp völlig gelangweilt auf weißen Liegen im „Heaven Spa“, Jupiter mit struppigen, langen Haaren, ziemlich abgetakelt aussehend im Bademantel.

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 Mit einem grün rauchenden Lift geht es in die Unterwelt, wo man mit einer funkelnden Leuchtschrift „Welcome to Hell“ begrüßt wird. Nur, es wird beim Witz ziemlich übertrieben, sodass bald vieles in den völlig schrägen Kostümen verblödelt wirkt.

Spielfreudig

Temporeich und spielfreudig agiert das gesamte Ensemble: Allen voran singt Maria Perlt-Gärtner die Eurydike mit reinsten Koloraturen. Auch Matthias Störmer spielt und singt einen idealen Titelhelden. 

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Adrian Domarecki ist ein lasziver und stimmkräftig singender, nicht immer ganz textdeutlicher Pluto.

Erwin Belakowitsch ist ein witziger Jupiter, der jedoch ständig von seiner Gattin Juno (mit feiner Stimme: Sara Alexandra Hudarew) gemaßregelt wird. Jupiter kann auch als verkleidete Fliege, mit der er Eurydike verführen will, mit Komik reüssieren. Christoph Wagner-Trenkwitz ist ein nur bedingt komischer Hans Styx.

Die kleineren Rollen spielen und tanzen alle besser als sie singen, da sie durchwegs über zu kleine Stimmen verfügen. Jasmin Eberl als „die neue öffentliche Meinung“ muss zudem ständig intellektuell aufgesetzte Sprüche von sich geben.

Sehr engagiert tanzend und kraftvoll singend ist der Chor des Stadttheaters zu vernehmen. Allerdings neigt er auch mehrmals zum Schleppen und ist einmal sogar extrem mit dem Orchester auseinander.

Chin-Chao Lin lässt das Kärntner Sinfonieorchester spritzig, farbenreich und mit flotten Tempi spielen. Viel Jubel!

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