Britten-Premiere in Graz: Mitternächtliche Träume auf dem Autofriedhof

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Brittens selten aufgeführte Oper „A Midsummer Night’s Dream“ in Graz. .

Eines hängt sogar spektakulär hoch oben an einem Kran in der Luft. Die anderen Autos sind ineinander verkeilt und aufgetürmt. Sie werden zum ständigen Herumklettern, Sitzen und Schlafen benützt: Benjamin Brittens selten aufgeführte Oper „A Midsummer Night’s Dream“ spielt am Grazer Opernhaus auf einem Autofriedhof, wo auch immer wieder Geister in Tiergestalten herumhuschen.

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Es ist eine schwer nachvollziehbare Bebilderung und ein ziemlich schriller, wenig subtiler Zugriff, die dem Leading Team um Regisseur Bernd Mottl (Bühne: Friedrich Eggert, Kostüme: Alfred Mayerhofer) da eingefallen ist. Scheinbar soll damit das unheimlich Bedrohliche oder ein Symbol der Entfremdung dargestellt werden. Außer einem riesigen Vollmond im Hintergrund fehlt dem Stück jegliche geheimnisvolle Poesie und lässt keinerlei sinnlich-übersinnlichen Stimmungen aufkommen.

Mottl führt die Personen in ständiger, teils hektischer Bewegung, unter Auslebung ihrer Triebhaftigkeit.

Stimmschön

Sehr gelungen hingegen ist wieder einmal die musikalische Realisierung: Da sind die Liebespaare, die Puck (Fausto Israel in dieser Sprechrolle als Drag-Queen teils herumschwebend in hautengem Glitzeranzug und High Heels) durch die falsche Anwendung des Zaubertrankes gehörig durcheinanderwirbelt: mit einem virilen Nikita Ivasechko (Demetrius), einer stimmschönen Sofia Vinnik (Hermia), einem höhensicheren Ted Black (Lysander) und einer wunderbaren Sieglinde Feldhofer (Helena) ideal besetzt.

Der Elfenkönig Oberon, hier eine Art Zwitterwesen, wird vom Countertenor Rafal Tomkiewicz gut gesungen, Ekaterina Solunya ist seine wunderbare Titania, Daeho Kim ist ein aggressiver Theseus, der immer wieder seine fein singende Hippolyta (Mareike Jankowski) prügelt. Wunderbar agieren und singen die buntgewandeten Choristen aus der Singschule.

Bei den Handwerkern, die recht komisch überzogen ihr Schauspiel präsentieren, stechen vor allem Ivan Oreščanin (Bottom), Will Frost (Peter Quinze), Wilfried Zelinka (Snug) und Martin Fournier als köstlicher Flute (Thisbe) hervor.

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Geheimnisvolle, zauberhafte Klänge steigen aus dem Graben empor. Besonders die somnambule Traumwelt erlauscht man abgesehen von einigen Präzisionsmängeln bei den Grazer Philharmonikern unter dem jungen Dirigenten Johannes Braun fein entrückt, mit durchsponnenen Klanggeweben, zarthell sowie stets farbenreich und durchsichtig bei der Elfenwelt. Mit teils glühender Liebesmusik erklingen die Szenen der Athener. Bei den Handwerkern wird der Sound wie gewünscht zur derben Parodie. Bravi!

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