"Walzertraum" in Langenlois: Ein bisschen Klamauk darf sein

Wer im Sommer seit der Verwandlung der Seebühne in Mörbisch in einen Musical-Stadel Operette unter freiem Himmel erleben will, weiß, wo er diese in der Nähe von Wien finden kann. Denn seit 30 Jahren wird in Langenlois im Kamptal das Genre gepflegt. Vor der pittoresken Kulisse von Schloss Haindorf kommen Freunde der Operette auch in diesem Sommer auf ihre Rechnung.
Zum Jubiläum führt Intendant Christian Wagner-Trenkwitz das Erfolgsstück „Ein Walzertraum“ von Oscar Straus auf. Ein anderer Straus im Jubeljahr des Walzerkönigs? Warum nicht? Man habe ein Gegengewicht zum allerorten gespielten Johann Strauss Sohn schaffen wollen, erklärt der Intendant im Programmbuch.
Dafür hat er mit Regisseurin Isabella Gregor die Geschichte des Leutnants Niki aktualisiert, der flugs mit der Tochter des Fürsten Joachim XIII. von Flausenthurn verheiratet wird, weil die Familie dringend männliche Nachkommen braucht.
Gregor erschafft zwei Welten. Im Schloss wohnt die von der Welt abgewandte Fürstenfamilie. Sie steckt in wundersamen Märchenkostümen (Anna-Sophie Lienbacher) und bewegt sich oft wie hölzerne Puppen. Helene, die Tochter, träumt von einer romantischen Liebe und freut sich, dass sie endlich einen „eigenen Mann“ hat. Der und sein Freund Montschi treten in Lederjacken und mit Sonnenbrillen wie zwei Pseudo-Falcos auf. Niki fühlt sich der Ehe noch nicht gewachsen und gibt vor, sein Glück bei Männern zu finden.

Das geht nicht lang gut, denn dann kommt Franzi, die Dirigentin einer Damenkapelle. Sie und ihre Musikerinnen verzaubern mit ihren Walzermelodien nicht nur Niki, sondern gleich den Fürsten samt Gefolgschaft. Auf Wienerisch würde man sagen, da rennt der Schmäh.
Dass dieser manchmal wie ein Vorschlaghammer einschlägt, sorgt für zusätzliche Lacher im Publikum. Wortspiele mit dem Begriff „queer“ wechseln mit dem Zusammenprall von Idiomen. Aber Klamauk darf bei einem Sommertheater sein.
Ausgezeichnet gesungen
Gesungen wird vor allem von den Damen im Ensemble ausgezeichnet. Domenica Radlmaier ist eine betörende Helene, die ihre Verwandlung zu einer selbstbewussten Frau auch im steifen Reifrock vermittelt. Von Nicole Lubingers Franzi geht der vokale Lichtstrahl aus. Sie intoniert mit Ausdruck, wortdeutlich und kostet ihr warmes Timbre aus.

Der Innsbrucker Paul Schweinester darf als Niki sein Tirolerisch einsetzen. Dass er das Duett „Leise, ganz leise“ mit seinem Freund Montschi (Erwin Belakowitsch) anstimmt, klingt etwas befremdlich, aber der Tenor lässt das Potenzial seiner Stimme hören.
Der Clou ist Jens Claßen als sich ständig verhaspelnder Fürst. Cornelia Horak ist eine markante Friederike. Julian Weninger wirbelt als Sigismund liebevoll durchs Geschehen. Lorenz C. Aichner lässt mit dem gut disponierten Strauss Festival Orchester Wien Walzerseligkeit aufkommen und verdient sich wie alle Beteiligten viele Bravos.
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