Thielemann und Staatskapelle Berlin in Wien: Hingebungsvoll und packend

„Ja, du weißt es, teure Seele, dass ich fern von dir mich quäle, Liebe macht die Herzen krank, habe Dank“: Das Lied „Zueignung“ ist wohl eine der bekanntesten und am meisten aufgeführten Kompositionen von Richard Strauss, wovon es über 200 Aufnahmen gibt. Und das wunderbare Lied wirkt umso mehr, wenn es so hingebungsvoll und feinsinnig mit glockenreinem Sopran gesungen wird, wie von Erin Morley jetzt im Wiener Musikverein. Die US-amerikanische Sopranistin interpretierte auch weitere ausgewählte Kleinode des Komponisten wie etwa „Ständchen“ und „Meinem Kinde“, „Das Bächlein, „Mein Auge, „Freundliche Vision“ oder „Amor“ mit tiefsinniger Interpretation, lupenreiner Höhe und wunderbarer Phrasierung.
Dabei wurde sie von der Staatskapelle Berlin unter Christian Thielemann, der seit Beginn der laufenden Saison Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden und somit auch dieses Orchesters ist, einfühlsam und subtil begleitet.
Für den großen Jubel bedankte man sich noch als Zugabe mit „Die Nacht“, einem Lied, das in einer Orchesterfassung noch nie im Musikverein zu hören war, wie Thielemann erläuterte.
Dann folgte packend Monumentales mit Anton Bruckners 6. Symphonie, wie Strauss zu Thielemann Stammrepertoire zählend. Hier verstand es der deutsche Maestro, die beeindruckende Brucknersche Klangarchitektur und seinen gewaltigen und komplexen Musikkosmos spannungsgeladen, differenziert und feierlich erklingen zu lassen.
Speziell im Maestoso des Kopfsatzes glänzte das Blech, im Adagio blühte der Streicherklang wunderbar farbig auf und die teils nicht immer leicht zu spielenden Rhythmen wurden ganz präzise musiziert. Klangkombinationen, prägnante rhythmische Motive waren ebenso zu erleben wie eine heitere Abgeklärtheit und herrliche Pianissimi. Stehende Ovationen!
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