Multitalent und Energiebündel Tash Sultana live in Wien

Multitalent und Energiebündel Tash Sultana live in Wien
Die Australierin spielte solo in der ausverkauften Open-Air-Arena, klang wie eine Band und überzeugte mit Talent und Spielfreude.

Noch nie hat Tash Sultana in Österreich gespielt. Und trotzdem ist die Open-Air-Arena ausverkauft -  gleich zwei Mal hintereinander. Jetzt, am ersten Abend, steht Sultana auf der Bühne des ehemaligen Schlachthofs, bewundert den fetten Vollmond und fordert ihre Crew auf, das Licht auf das Publikum zu richten. Denn: „Ich will euch alle sehen. Wir sind nämlich schon sehr lange auf Tour. Aber das sind hier die ersten Shows, die ausverkauft sind. Vielen, vielen Dank dafür.“

Multitalent und Energiebündel Tash Sultana live in Wien

Die 24-jährige Australierin hat sich das verdient. Mit drei Jahren begann sie Gitarre zu spielen, war als Teenager Straßenmusikerin in der Heimatstadt Melbourne, dann in zwei Bands. Mittlerweile spielt sie zwölf Instrumente und tritt solo als – nennen wir es – Ein-Mensch-Orchester auf. Sultana bezeichnet sich nämlich als nichtbinär, fühlt sich weder als Frau noch als Mann, möchte deshalb weder als er noch als sie, stattdessen als Tash bezeichnet werden. 

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Entsprechend auch die Worte, die Sultana jetzt nach einem Drittel des Arena-Konzertes an ihr Publikum richtet. „Ihr seid alle so schön verschieden“, sagt Tash. „Verschieden in der sexuellen Orientierung, in der Herkunft, im Aussehen, in allem. Und das ist wunderbar. Aber lasst jetzt alle Gedanken an so etwas draußen vor der Tür und genießt den Moment und die Musik.“

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Das fällt leicht, es gibt einiges zu genießen: Sultanas Sound ist eine Mischung aus psychedelischen Elektro-Beats, Reggae, soulig-jazzigen Melodien und rabiaten Rock-Soli. Wie Ed Sheeran baut Tash den Solo-Auftritt auf die Verwendung einer Loop-Machine auf, einem Gerät, das live eingespielte Rhythmen, Riffs und Phrasen wiederholt, damit anderes darüber gespielt werden kann. Anders als Sheeran spielt Tash aber neben jeder Art von Gitarre auch Perkussion, Drums, Bass, Keyboards, Pan-Flöte und Trompete - alles versiert und die E-Gitarre virtuos.

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In der Arena beginnt Sultana aber mit den simplen Tönen von „Seed“, die auch das Intro des vorigen August erschienenen Debüt-Albums „Flow State“ sind. Doch schnell zieht Tash alle Register des Könnens, wechselt von furiosen Gitarrenattacken a la Jimi Hendrix, zu Trance-artigen Beats, von dort zu einem elegischen Trompeten-Solo, schwebenden Keyboard-Klängen und danach zu einem eingängigen Reggae-Rhythmus. Gekrönt wird das alles von Sultanas seelenvollem Gesang, der auch in den höchsten Tönen noch ein ausdrucksstarkes Timbre hat.

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Dazu bewegt Tash sich wie besessen, läuft mit der E-Gitarre um die Equipment-Burg in der Mitte der Bühne, kniet vor den Effekt-Pedalen, während Tash die Saiten malträtiert. Dazu headbangt Tach, dass Mähne und Haube fliegen, und spielt das am Boden liegende Instrument dann auch noch mit den Zehen.

Immer wieder schiebt Sultana ausgedehnte improvisierte Instrumental-Passagen ein. Anfangs vielleicht ein bisschen zu viele davon in zu abruptem Wechsel. Ein, zwei richtige Songs mehr wären da schön gewesen. Aber die kommen in der zweiten Hälfte mit „Free Mind“ und „Notion“. 

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Der Höhepunkt aber ist „Jungle“, jener Song, der Tash 2016 bekannt machte. Ein „Bedroom“-Video davon kam damals innerhalb einer Woche auf fünf Millionen Views. Heute hält es bei über 51 Millionen Aufrufen. Insofern, vor allem aber angesichts des Talents von Tash Sultana, ist es nicht verwunderlich, dass ist die Open-Air-Arena zwei Mal hintereinander ausverkauft ist.

 

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