Momentaufnahmen vom schmelzenden Eis

Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, mächtige Eisschollen treiben langsam, aber entschieden über das Meer und reflektieren das Sonnenlicht. Eisbären jagen Robben, die naturgemäß etwas dagegen haben. Der Mensch spielt in dieser ungemütlichen Gegend der Erde keine Rolle, was die renommierte Fotografin Camille Seaman nicht davon abhielt, zwischen 2003 und 2011 mehrmals an Bord von Forschungs- und Handelsschiffen abwechselnd in die Arktis und die Antarktis zu reisen, um die pure, überwältigende Schönheit des kältesten Teils unserer Erde mit ihrer Kamera einzufangen.
Ihre dabei gesammelten Eindrücke hat sie bildlich und textlich mit kleinen Essays dokumentiert, die nun in Form eines Bildbandes vorliegen. "Vom Ende der Ewigkeit" (Prestel Verlag) zeigt Aufnahmen einer der rauesten Gegenden der Welt, die durch Seamans Kamera aber stets in einem freundlichen Farbton erstrahlen. Jeder Eisberg und Gletscher glänzt in einem anderen Farbton - von Rauchgrau bis Türkisblau. "Die Unverwechselbarkeit von Eisbergen – ihre Form, ihre Farbe und sogar die Art, wie sie durch das dunkle, kalte Wasser gleiten – erstaunt mich immer wieder aufs Neue", schwärmt Seaman in ihrem Buch über das blanke Eis.
Bilder mit Botschaft
Bei all diesen teils tristen, seelenlosen, mächtigen und gleichzeitig fragilen Weiten der Polarwelt kann man die Spuren der Zivilisation nicht übersehen: Kreuzfahrtschiffe, Überreste von Expeditionen, verschrottetes technisches Gerät. Diese Landschaft ist bedroht und das am allermeisten von dem, was man nicht sehen kann. Es ist der Energiehunger der industrialisierten Welt. Auf diese Bedrohung weist die promovierte Biologin Seaman nicht nur in ihrem Bildband hin, sondern sie setzt sich als Co-Direktorin der Initiative Climate Interactive auch aktiv bei Vorträgen für den Umweltschutz ein. Und glaubt man den aktuellen Forschungsergebnissen, dann könnte das Ende der Ewigkeit früher kommen als gedacht - das Eis schmilzt und schmilzt...
Zur Person
Camille Seaman, 1969 geboren, studierte Fotografie an der Universität in New York. Ihre Fotografien wurden in zahlreichen Magazinen publiziert, darunter National Geographic Magazine, Geo,
TIME,
Newsweek und Zeit Wissen. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem National Geographic Award, 2006 und dem Critical Mass Top Monograph Award, 2007. 2008 wurden ihre Bilder mit der Einzelausstellung “The Last Iceberg” in der Akademie der Wissenschaften in Washington DC bedacht. Camille Seaman lebt in Emeryville, Kalifornien, und hält Vorträge weltweit über ihre Arbeit und Erfahrungen.
"Vom Ende der Ewigkeit - Eine Reise durch bedrohte Polarwelten" Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 160 Seiten, 75 farbige Abbildungen, € 30,80. Verlag: Prestel.
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