Beim Mimamusch ist alles Verhandlungssache

Im Wiener Ragnarhof geht es gerade ähnlich zur Sache wie auf einem fernöstlichen Basar. Es wird gefeilscht und lautstark die Ware angeboten. Aber anstatt Obst, Gemüse oder diverses Krimskrams gibt es ein vielfältiges Theaterprogramm zur Auswahl. Willkommen beim Mimamusch, einem skurrilen Strategietheater, das heuer bereits zum neunten Mal ausgetragen wird.
Aufgabeln
Das Besondere an diesem noch bis 1. November dauernden Festival ist die Entscheidungsmöglichkeit des Publikums: Der Gast kann aus 18 Theaterproduktionen zum Thema „Nicht Opfer, sondern Täter“ wählen, bestimmen, von welchem Schauspieler, welcher Schauspielerin er sich ins Separée entführen lässt. “Die Theatermacher müssen sich das Publikum selber aufgabeln, sie müssen ihr Stück anpreisen und sich selbst verkaufen“, sagt die Festival-Organisatorin Irene Kainz im KURIER-Interview.
Dieser Aspekt ist ihr genauso wichtig, „wie die Darbietung des Stückes selbst.“ Denn auch diese Überzeugungsarbeit verlangt schauspielerisches Talent. „Das ist noch mal eine ganz eigene Rolle, in die man bei Mimamusch als Schauspieler schlüpft.“

Lockmittel
Mit dem zusätzlich angebotenen Musikprogramm will man ein Publikum ansprechen, das sich nur wenig für Theater interessiert. Für Kainz eine Art „Lockmittel, um Theaterfaule in den Ragnarhof zu ziehen." Und so werden sich in den kommenden Wochen Bands wie Mauracher, Koenig Leopold oder Johann Sebastian Bass durch den Abend spielen.
Dieses durchaus hochkarätige Musikprogramm geht im Salon, der für die Schauspieler als ’Aufreißplatz’ dient, über die Bühne. Die Musik funktioniert bei Mimamusch also als "Einstiegsdroge", die das Publikum locker und gefügig machen soll. So gefügig, damit man sich von den Schauspielern zu einem Shortplay in den verwinkelten Gängen und Katakomben des Ragnarhofs entführen lässt.
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