Europäische Theatermacher wollen Serebrennikow freikaufen

RUSSIA-TRIAL-SEREBRENNIKOV
Der russische Regisseur kann nach eigenen Angaben die ihm aufgebrummte Strafe von 1,6 Millionen Euro nicht bezahlen und daher das Land nicht verlassen.

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow kann nach eigenen Angaben die von einem Gericht wegen angeblichen Betrugs verhängte Geldstrafe nicht aus eigenen Mitteln zahlen. "Ich kann das Land nicht verlassen, bis ich dem Kulturministerium diese Menge Geld gezahlt habe, die ich definitiv nicht habe", sagte Serebrennikow dem Hollywood Reporter. Russische Medien berichteten am Donnerstag darüber.

Serebrennikow leitet das populäre Gogol-Theaterzentrum in Moskau. Er hatte die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Es gebe bereits zahlreiche Kulturschaffende unter anderem aus Deutschland, Österreich und Frankreich, die ihm Unterstützung angeboten hätten. "Sie haben mir gesagt, dass sie schon mit dem Geldsammeln angefangen haben, um mich 'freizukaufen'", sagte der international renommierte Theater- und Filmemacher. Auch der Intendant der Staatsoper Stuttgart, Viktor Schoner, hatte bereits dazu aufgerufen, Serebrennikow finanziell zu helfen.

Wegen angeblicher Veruntreuung verurteilt

Das Gericht hatte Serebrennikow und drei Mitarbeiter vergangene Woche schuldig gesprochen, 129 Millionen Rubel (1,6 Millionen Euro) an staatlichen Fördergeldern veruntreut zu haben. Der auch im deutschsprachigen Raum bekannte Film- und Theatermacher bekam eine Bewährungsstrafe. Zudem sollten er und sein Team die angeblich veruntreute Summe zurückzahlen

Auch Serebrennikows ehemalige Buchhalterin ist wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Nina Masljajewa bekomme eine Strafe von zwei Jahren und drei Monaten Haft, urteilte ein Moskauer Bezirksgericht am Dienstag der Agentur Tass zufolge.

"Bin kein Dieb"

"Ich bin kein Dieb und auch kein Betrüger", sagte Serebrennikow. Er habe in seiner gesamten Karriere versucht, nichts mit finanziellen Belangen zu tun zu haben. "Ich verstehe nichts von diesem Scheißgeld." Man habe ihn aber unter allen Umständen schuldig sehen wollen. Nach dem Urteil sei er aufs Land gereist, "um den Kopf freizubekommen". Er wolle die Zeit zum Schreiben und Lesen nutzen.

 

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