Diese Nasen! Diese Glatzen! Was Michael Pammesberger mit präzisem Federstrich Tag für Tag zu Papier und in weiterer Folge in den KURIER bringt, das hängt nicht zuletzt von der Mitarbeit der Politik ab.
Diese solle sich „bemühen, so auszuschauen, wie ich sie zeichne“, appellierte der Karikaturist bei der Eröffnung der ihm gewidmeten Personale „Planet Pammesberger“ im Karikaturenmuseum Krems an die anwesende Polit-Prominenz.
Darunter Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leiter, Vorgänger Erwin Pröll (beide ÖVP) sowie Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ). „Karikatur ist keine Einbahnstraße – ein bissl ein Bodyshaming gehört schon dazu“, gewährte der gelernte Jurist Einblicke in seine Arbeitsweise. Die angesprochene Politik berichtete ihrerseits pflichtschuldig, wie sie mit dem täglichen Reality-Check – Motto: „Schau ich wirklich so aus?“ – umgeht.
Pammesberger-Schau in Krems
Johanna Mikl-Leiter findet: „Das muss man aushalten.“ Obwohl, gibt sie zu, es herausfordernd sein kann, noch schlaftrunken zum Frühstückskaffee gleich einmal ein Abbild von sich selbst im KURIER serviert zu bekommen. „Das eine oder andere Mal würde man sich ein charmanteres Erwachen wünschen.“ Aber: „Was immer passt, ist meine Charakternase!“ Niemals würde sie etwas daran ändern, „die Nase gehört zu mir und ist wichtig für Karikaturisten.“
Auch Amtsvorgänger Erwin Pröll, dank prägnanter Frisur fleischgewordener Karikaturisten-Traum, inspirierte den Zeichner. Nebst äußeren Merkmalen auch dank seines legendär unerschütterlichen Selbstbewusstseins. So zeichnete Pammesberger die haarumkränzte Landeshauptmann-Glatze einst als Globus – in dessen Mitte es nur eine Stadt gibt: St. Pölten, der Mittelpunkt der Welt.
Pröll selbst findet nicht nur, dass die Politik die Existenz des Karikaturisten bedingt, sondern meint umgekehrt sogar: Ohne Karikaturist kein Politiker. Denn nur, wer Persönlichkeitsmerkmale habe, die sich auch als solche abbilden ließen, tauge zum Politiker. „Wer keine Ecken und Kanten hat, geht über das Mittelmaß nicht hinaus. So bissig kann ein Karikaturist gar nicht sein, dass sich ein Politiker nicht darüber freut, wenn er karikiert wurde.“
Irgendwelche Beschwerden?
Aber ganz ehrlich: Hat sich noch nie jemand über den Pammesberger beschwert? „Natürlich haben sie sich beschwert. Aber selten die aus der ersten Reihe“, sagt der Künstler, der seit 1997 für den KURIER – diesfalls vertreten durch Chefredakteur Martin Gebhart – zeichnet. Und, Beschwerde hin oder her: „Eine Karikatur ist nichts ohne eine Zeitung, die sie druckt. Ohne KURIER wäre ich ein einsamer Astronaut im All.“
Nachdem zuvor glaubhaft versichert wurde, Pammesberger lache nicht über die Objekte seiner Kunst, sondern mit ihnen, wurde er sodann selbst ein bisserl durch den Kakao gezogen. Zum Ueberreuter-Verlag, der, wie auch die Pammesberger-Jahresrückblicke, nun das Buch zur Ausstellung „Planet Pammesberger“ herausgebracht hat, sei er mit mehreren Einkaufssäcken gepilgert – gut gefüllt mit Originalzeichnungen, schilderte Verlagsleiterin Birgit Francan. Konsequenterweise wurde der Künstler umgehend, und zwar von einem alten Freund, dem Musiker Hannes Duscher, zum „Marcel Prawy unter den Karikaturisten“ erklärt.
Der Pammesberger wird es aushalten. Schwankt er doch stets, wie er offenbarte, zwischen „Imposter-Syndrom“, fühlt sich also trotz beruflichen Erfolgs unzulänglich – und „Größenwahn“: „Grüße an meinen Therapeuten!“