Hanekes meisterhafter Mozart in Wien

Drei Männer sitzen auf einem Sofa, einer davon in historischer Kleidung.
"Così fan tutte": Zum ersten Mal ist eine Opern-Inszenierung des Filmregisseurs in Wien zu sehen.

Es war im Jahr 2006, als Michael Haneke in Paris zum ersten Mal eine Oper inszenierte: Mozarts "Don Giovanni". Die meisten Kritiker (darunter auch der Autor dieser Zeilen) waren begeistert und wünschten sich weitere ähnlich intensive Auseinandersetzungen.

Es dauerte bis zum Jahr 2013, bis der österreichische Filmregisseur wieder eine Oper auf die Bühne brachte: "Così fan tutte", wieder ein Werk von Mozart, wieder eine der Da-Ponte-Opern, wieder an einem von Gérard Mortier geleiteten Opernhaus (dieser war in der Zwischenzeit von Paris nach Madrid gewechselt).

Mortier hatte Haneke in Spanien ideale Probenbedingungen ermöglicht. Fast zwei Monate lang standen die Musiker, Dirigent Sylvain Cambreling und alle Sänger Haneke zur Verfügung – ideale Voraussetzungen also, die andere Intendanten für Haneke nicht zu schaffen imstande waren.

Die Premiere am Teatro Real fand einen Tag vor der Oscarverleihung in Los Angeles statt, bei der Haneke für seinen Film "Amour" ausgezeichnet wurde. Haneke war beim Triumph in Madrid nicht mehr dabei, bei der Generalprobe hingegen hatte es bereits viel Applaus gegeben.

Nach Madrid war diese "Così" beim Koproduktionspartner in Brüssel zu sehen. Ab Montag, 2.6., gastiert sie im Theater an der Wien: Die erste Operninszenierung, die vom Regiemeister in Österreich zu erleben ist.

Hunderte sangen vor

Die Besetzung ist identisch mit jener bei der Premiere in Madrid: Anett Fritsch (Fiordiligi), Paola Gardina (Dorabella), Andreas Wolf (Guglielmo), Juan Francisco Gatell (Ferrando), Kerstin Avemo (Despina) und William Shimell (Don Alfonso) waren von Haneke in Hunderten Vorsingen über mehrere Monate hinweg ausgewählt worden. Dirigent ist auch in Wien Cambreling, nur das Orchester ist ein anderes: Festwochen-Intendant Markus Hinterhäuser hat für diesen besonderen Anlass die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen engagiert. Der Chor kommt aus Madrid.

Ohne vorab zu viel verraten zu wollen, sei betont: Diese Inszenierung ist von einer inhaltlichen Qualität und einer Präzision, wie man es in der Oper so gut wie nie erlebt. Dass nun eine Produktion aus Madrid in Wien läuft, ist ungeplantermaßen auch eine Art Hommage an Mortier, der im März an den Folgen einer Krebserkrankung starb.

Kommentare