Merci an Juliette Gréco!

Was zählt, wenn Juliette Gréco, die große Dame des Chansons, die künstlerisch ebenbürtige Wegbegleiterin zahlreicher Legenden, in Wien auftritt? Intonation? Rhythmische Präzision? Schönheit der Kantilenen?
Mitnichten.
Bei jemandem wie ihr (und bei diesem Fach im Allgemeinen) geht es um ganz andere Kriterien: Um Ausdruck, Persönlichkeit, Glaubwürdigkeit, um die Geschichten, die sie vermittelt (egal, ob man jedes Wort versteht), um die Kraft, die entsteht, sobald sie ein Mikrofon vor sich hat, um Energie. Diesbezüglich kann man nach dem Galakonzert der 87-jährigen, stets in schwarz auftretenden Dame vor 400 Besuchern im Wiener Palais Ferstel nur sagen: Merci!
Danke für diese Hingabe, für diese Leidenschaft, danke dafür, das – so oft es geht – noch erleben zu dürfen.
Gréco trat, wie stets, mit ihrem Mann Gérard Jouannest, der sie am Klavier begleitete, auf – er ist selbst ein Gigant, unter anderem als Komponist zahlreicher Chansons für Jacques Brel. Dritter im Bunde war der Akkordeonist Jean-Louis Matinier. Mehr brauchte es nicht.
Klassiker
Mit einer einzigartigen, dunkelst timbrierten Stimme, die den Konsum der einen oder anderen Zigarette verrät, sang, nein gestaltete, hauchte, schrie, interpretierte sie Klassiker wie "Bruxelles", "Amsterdam", "Ne me quitte pas", "Akkordeon", "Jolie Môme", "Un petit poisson" und viele mehr. Wie sie zum koketten jungen Mädchen wird, wenn sie "Déshabillez-moi" (Ziehen Sie mich aus!) fordert, ist hinreißend. Und wenn sie Brels Dialog mit dem Tod, "J’arrive", gestaltet, kann man gar nicht anders, als zutiefst berührt zu sein. 75 Minuten Musikgeschichte, präsentiert von der Allergrößten!
KURIER-Wertung:
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